Sturz der Titanen
Die Geschichte beginnt in England kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Der rote Faden der Geschichte bleibt grundsätzlich immer derselbe, nur dass dieser, in Kapitel unterteilt, in jeweils abwechselnden Perspektiven erzählt wird. Den Perspektivenwechsel schafft Follett dadurch, dass er verschiedene Familien aus unterschiedlichen Ländern und sozialen Klassen zu den Hauptcharakteren seines Plots macht. So wechselt der Leser zwischen Grossbritannien, Russland, Deutschland und den USA hin und her. Durch seine sauber durchgeführten Recherchen gelingt es Follett, die Anspannung in Europa kurz nach dem Attentat von Sarajevo darzustellen und auch der danach beginnende 1. Weltkrieg zeichnet er genau nach. Man verfolgt aus den Augen von deutschen Soldaten und Heeresführern, wie Deutschland versucht, seine Macht in Europa auszubauen. Gleichzeitig liest man über den geleisteten Effort der englischen Soldaten und deren Heeresführer, wie sie dies verhindern wollen. Die Amerikaner, welche von ihrer ungefährdeten Position aus beobachten, was in Europa vor sich geht und schlussendlich auch in das Geschehen eingreifen.
Natürlich geht findet sich
auch in einem Buch über den Weltkrieg eine Prise Liebe und ein bisschen
Familiendrama. Da ist die fürstliche Lady Maud aus Wales, welche sich in den
deutschen Militärattaché Walter von Ulrich verliebt, der seinerseits Sohn
eines deutschen Diplomaten ist und für die deutsche Botschaft in London
arbeitet. Die beiden heiraten heimlich und just am Abend bevor Walter in den Krieg
ziehen muss. Da ist Ethel Williams, die aus ärmlichen Verhältnissen kommend im
Haus vom Earl Fitzherbert - dem Bruder von Lady Maud - arbeitet und durch ein
Verhältnis mit ihm schwanger wird. Dadurch wird sie von ihrem Vater verstossen,
zieht nach London und erkämpft sich dort einen Platz in der Gesellschaft. Es
kommt so weit, dass sie nach dem ersten Weltkrieg Abgeordnete im Unterhaus
wird.
In Russland dreht sich die Geschichte um die Waisenbrüder Grigori und Lew Peschkow, welche gegensätzlicher nicht sein können und von einem Leben im Westen träumen. Der korrekte Grigori sieht sich schlussendlich gezwungen, seine mühsam erarbeitete Fahrkarte in die USA an seinen jüngeren Bruder Lew zu verschenken, da dieser wegen Mordes gesucht wird.
In den USA verfolgt man das Leben
von Gus Dewar, Sohn eines amerikanischen Senators, der zu einem
der engsten Vertrauten von Präsident Woodrow Wilson aufsteigt und als
Spezialist für europäische Aussenpolitik als dessen Berater
fungiert.
Winter der Welt
Im zweiten Buch der Jahrhundertsage wird die Geschichte weitergespannt. So kommt es, dass man das Leben der Kinder der Protagonisten aus dem ersten Buch verfolgt. Sie alle haben ihre Vergangenheit, kämpfen gegen ihre Eltern, gegen den jugendlichen Leichtsinn und versuchen, ihren Platz im Weltgeschehen zu finden.
Carla von Ulrich, Tochter von
Lady Maud und Walter von Ulrich, kämpft im Untergrund gegen die Nazis. In
höchstgefährlichen Unterfangen spannt sie mit ihrem heimlichen Schwarm Werner
zusammen und führt eine Organisation gegen Hitler. Ihr Bruder Erik hingegen
ist, zum Leidwesen seiner Eltern, ein richtiger Fan von Hitler und realisiert
erst während seiner Zeit an der Front, was in Wahrheit abgeht. Das skrupellose
Vorgehen der Nazis wird in diesem Buch wirkungsvoll und wahrheitsgetreu
nachgezeichnet, sodass es dem Leser durchaus einmal schlecht werden kann. So
wird ein homosexueller Jude nackt und mit einem Kessel über dem Kopf von Hunden
zerfleischt. Oder Walter von Ulrich wird aufgrund seiner sozialdemokratischen
Ausrichtungen bis zur Ohnmacht geprügelt.
Lew Peschkow hat
sich derweil in den USA etabliert und hat ein eheliches (Daisy) und ein
uneheliches (Greg) Kind, währenddem sein Bruder Grigori in Russland als Vater
für sein zweites uneheliches Kind Wolodja wirkt. Greg (Sohn eines Weissen und
einer Schwarzen) erfährt derweil am eigenen Leib die Rassendiskriminierung und
wird einer der ersten dunkelhäutiger Studenten.
Die jungen Protagonisten des
zweiten Buches sind somit Carla von Ulrich, Daisy Peschkow, deren Halbbruder
Wolodja, Lloyd Williams (Sohn von Ethel Williams) und Woody Dewar (Sohn von Gus
Dewar). Sie alle haben Teil an einer Welt voller Hoffnung der Menschen auf
ein Ende des 2. Weltkrieges, einer Welt der Politik und Reichtum, von Spionage,
Gefangenschaft, Mord, unerfüllte Lebenstraume und der Sehnsucht nach Liebe. Die
Erzählstränge im zweiten Teil der Trilogie sind somit noch mehr verknüpft als
im ersten Teil und die Protagonisten begegnen sich oft zufällig und durch ihre
politische oder berufliche Laufbahn.
Kinder der Freiheit
In Kinder der Freiheit steht die Sowjetunion, die DDR und somit auch die Berliner Mauer eine Rolle. Und wieder verfolgt man die nächste Generation, die, geprägt durch ihre Eltern, die Welt zu beeinflussen versuchen. Carla wurde am Ende von Winter der Welt durch mehrere russische Soldaten vergewaltigt, als diese in Berlin einmarschierten. Der dadurch entstandene Sohn Walli wurde jedoch von Carlas Mann Werner als sein Sohn anerkannt. Die beiden haben zudem ein verwaistes Mädchen (Rebecca) adoptiert. Zusammen haben sie eine Tochter - Lilli. Rebecca flüchtet mit ihrem Verlobten über die Mauer, wodurch er schwer verletzt wird. Walli flüchtet mit einem Lastwagen über die Grenze und erschiesst dabei einen jungen Soldaten. Rebecca wird später eine wichtige Politikerin, währenddem Walli zum Popstar avanciert.
In Russland arbeitet die dritte
Peschkow-Generation als enge Berater im Kreml (Dimka Peschkow) oder als
Journalistin (Tanja Peschkow). Man verfolgt das Auseinanderbrechen einer
Sowjetunion, die schon lange nicht mehr richtig funktioniert hat. Der Ölpreis
fällt und durch eine Politik der Glasnost und Perestroika von Michail Sergejewitsch Gorbatschow
beginnt die Ablösung Ungarns von Russland.
In den USA hat sich Jack,
Sohn von Greg Peshkow, in der Politik etabliert und arbeitet für den
Präsidenten.
Fazit
Alles in Allem ist die Jahrhundertsaga
von Ken Follett durchaus empfehlenswert. Die Bücher triefen nur so von
Informationen und die Mischung zwischen Fiktionalität und historischen
Gegebenheiten macht die Trilogie zu den besten Geschichten, die ich je
gelesen habe. Man wird in die Geschichten hineingezogen und beginnt,
mit den Protagonisten mitzuleiden. Man hat Angst, dass sie im Gefecht
sterben, dass ihnen die Flucht nicht gelingt, dass
sie Herzschmerz erleiden müssen und ihren Weg nicht
nach Wünschen gehen können. Meiner Meinung nach hat Ken Follett
hier ein Meisterwerk geleistet!
Die Verbindung von Realität und Fiktion ist packend und bildend zugleich. Die Trilogie von Ken Follett nimmt das 20. Jahrhundert als geschichtlichen Rahmen. Diese Art von Literatur wurde wesentlich geprägt durch Thomas Mann, welcher mit Buddenbrooks den ersten Gesellschaftsroman deutscher Sprache von Weltformat geschaffen und dafür 1929 der Literatur Nobelpreis erhalten hat. Ob Ken Follett auch diese Ehre erfahren wird kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall macht deine Zusammenfassung der Jahrhundertsaga gluschtig!
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