Dienstag, 1. Januar 2019

Die Jahrhundertsaga - Ken Follett

Mit der Jahrhundertrilogie von Ken Follett wurde ich im vergangenen Jahr auf eine Art und Weise an das 20. Jahrhundert herangeführt, die beinahe jeden Geschichtsunterricht in den Schatten stellen könnte. Mit Sturz der Titanen, Winter der Welt und Kinder der Freiheit hat Ken Follett etwas geschaffen, das den Leser in seinen Bann zieht und ihn in die Jahre der beiden Weltkriege und die DDR entführt - mit einer erschreckend ehrlichen und dennoch spannenden Erzählweise.


Sturz der Titanen 

Die Geschichte beginnt in England kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Der rote Faden der Geschichte bleibt grundsätzlich immer derselbe, nur dass dieser, in Kapitel unterteilt, in jeweils abwechselnden Perspektiven erzählt wird. Den Perspektivenwechsel schafft Follett dadurch, dass er verschiedene Familien aus unterschiedlichen Ländern und sozialen Klassen zu den Hauptcharakteren seines Plots macht. So wechselt der Leser zwischen Grossbritannien, Russland, Deutschland und den USA hin und her. Durch seine sauber durchgeführten Recherchen gelingt es Follett, die Anspannung in Europa kurz nach dem Attentat von Sarajevo darzustellen und auch der danach beginnende 1. Weltkrieg zeichnet er genau nach. Man verfolgt aus den Augen von deutschen Soldaten und Heeresführern, wie Deutschland versucht, seine Macht in Europa auszubauen. Gleichzeitig liest man über den geleisteten Effort der englischen Soldaten und deren Heeresführer, wie sie dies verhindern wollen. Die Amerikaner, welche von ihrer ungefährdeten Position aus beobachten, was in Europa vor sich geht und schlussendlich auch in das Geschehen eingreifen.

Natürlich geht findet sich auch in einem Buch über den Weltkrieg eine Prise Liebe und ein bisschen Familiendrama. Da ist die fürstliche Lady Maud aus Wales, welche sich in den deutschen Militärattaché Walter von Ulrich verliebt, der seinerseits Sohn eines deutschen Diplomaten ist und für die deutsche Botschaft in London arbeitet. Die beiden heiraten heimlich und just am Abend bevor Walter in den Krieg ziehen muss. Da ist Ethel Williams, die aus ärmlichen Verhältnissen kommend im Haus vom Earl Fitzherbert - dem Bruder von Lady Maud - arbeitet und durch ein Verhältnis mit ihm schwanger wird. Dadurch wird sie von ihrem Vater verstossen, zieht nach London und erkämpft sich dort einen Platz in der Gesellschaft. Es kommt so weit, dass sie nach dem ersten Weltkrieg Abgeordnete im Unterhaus wird.

In Russland dreht sich die Geschichte um die Waisenbrüder Grigori und Lew Peschkow, welche gegensätzlicher nicht sein können und von einem Leben im Westen träumen. Der korrekte Grigori sieht sich schlussendlich gezwungen, seine mühsam erarbeitete Fahrkarte in die USA an seinen jüngeren Bruder Lew zu verschenken, da dieser wegen Mordes gesucht wird.

In den USA verfolgt man das Leben von Gus Dewar, Sohn eines amerikanischen Senators, der zu einem der engsten Vertrauten von Präsident Woodrow Wilson aufsteigt und als Spezialist für europäische Aussenpolitik als dessen Berater fungiert.  
 

 

Winter der Welt

 Im zweiten Buch der Jahrhundertsage wird die Geschichte weitergespannt. So kommt es, dass man das Leben der Kinder der Protagonisten aus dem ersten Buch verfolgt. Sie alle haben ihre Vergangenheit, kämpfen gegen ihre Eltern, gegen den jugendlichen Leichtsinn und versuchen, ihren Platz im Weltgeschehen zu finden.

Carla von Ulrich, Tochter von Lady Maud und Walter von Ulrich, kämpft im Untergrund gegen die Nazis. In höchstgefährlichen Unterfangen spannt sie mit ihrem heimlichen Schwarm Werner zusammen und führt eine Organisation gegen Hitler. Ihr Bruder Erik hingegen ist, zum Leidwesen seiner Eltern, ein richtiger Fan von Hitler und realisiert erst während seiner Zeit an der Front, was in Wahrheit abgeht. Das skrupellose Vorgehen der Nazis wird in diesem Buch wirkungsvoll und wahrheitsgetreu nachgezeichnet, sodass es dem Leser durchaus einmal schlecht werden kann. So wird ein homosexueller Jude nackt und mit einem Kessel über dem Kopf von Hunden zerfleischt. Oder Walter von Ulrich wird aufgrund seiner sozialdemokratischen Ausrichtungen bis zur Ohnmacht geprügelt.
Lew Peschkow hat sich derweil in den USA etabliert und hat ein eheliches (Daisy) und ein uneheliches (Greg) Kind, währenddem sein Bruder Grigori in Russland als Vater für sein zweites uneheliches Kind Wolodja wirkt. Greg (Sohn eines Weissen und einer Schwarzen) erfährt derweil am eigenen Leib die Rassendiskriminierung und wird einer der ersten dunkelhäutiger Studenten.  
Die jungen Protagonisten des zweiten Buches sind somit Carla von Ulrich, Daisy Peschkow, deren Halbbruder Wolodja, Lloyd Williams (Sohn von Ethel Williams) und Woody Dewar (Sohn von Gus Dewar). Sie alle haben Teil an einer Welt voller Hoffnung der Menschen auf ein Ende des 2. Weltkrieges, einer Welt der Politik und Reichtum, von Spionage, Gefangenschaft, Mord, unerfüllte Lebenstraume und der Sehnsucht nach Liebe. Die Erzählstränge im zweiten Teil der Trilogie sind somit noch mehr verknüpft als im ersten Teil und die Protagonisten begegnen sich oft zufällig und durch ihre politische oder berufliche Laufbahn.
 

Kinder der Freiheit

In Kinder der Freiheit steht die Sowjetunion, die DDR und somit auch die Berliner Mauer eine Rolle. Und wieder verfolgt man die nächste Generation, die, geprägt durch ihre Eltern, die Welt zu beeinflussen versuchen. Carla wurde am Ende von Winter der Welt durch mehrere russische Soldaten vergewaltigt, als diese in Berlin einmarschierten. Der dadurch entstandene Sohn Walli wurde jedoch von Carlas Mann Werner als sein Sohn anerkannt. Die beiden haben zudem ein verwaistes Mädchen (Rebecca) adoptiert. Zusammen haben sie eine Tochter - Lilli. Rebecca flüchtet mit ihrem Verlobten über die Mauer, wodurch er schwer verletzt wird. Walli flüchtet mit einem Lastwagen über die Grenze und erschiesst dabei einen jungen Soldaten. Rebecca wird später eine wichtige Politikerin, währenddem Walli zum Popstar avanciert.
In Russland arbeitet die dritte Peschkow-Generation als enge Berater im Kreml (Dimka Peschkow) oder als Journalistin (Tanja Peschkow). Man verfolgt das Auseinanderbrechen einer Sowjetunion, die schon lange nicht mehr richtig funktioniert hat. Der Ölpreis fällt und durch eine Politik der Glasnost und Perestroika von Michail Sergejewitsch Gorbatschow beginnt die Ablösung Ungarns von Russland.
In den USA hat sich Jack, Sohn von Greg Peshkow, in der Politik etabliert und arbeitet für den Präsidenten. 
 

Fazit

Alles in Allem ist die Jahrhundertsaga von Ken Follett durchaus empfehlenswert. Die Bücher triefen nur so von Informationen und die Mischung zwischen Fiktionalität und historischen Gegebenheiten macht die Trilogie zu den besten Geschichten, die ich je gelesen habe. Man wird in die Geschichten hineingezogen und beginnt, mit den Protagonisten mitzuleiden. Man hat Angst, dass sie im Gefecht sterben, dass ihnen die Flucht nicht gelingt, dass sie Herzschmerz erleiden müssen und ihren Weg nicht nach Wünschen gehen können. Meiner Meinung nach hat Ken Follett hier ein Meisterwerk geleistet! 

1 Kommentar:

  1. Die Verbindung von Realität und Fiktion ist packend und bildend zugleich. Die Trilogie von Ken Follett nimmt das 20. Jahrhundert als geschichtlichen Rahmen. Diese Art von Literatur wurde wesentlich geprägt durch Thomas Mann, welcher mit Buddenbrooks den ersten Gesellschaftsroman deutscher Sprache von Weltformat geschaffen und dafür 1929 der Literatur Nobelpreis erhalten hat. Ob Ken Follett auch diese Ehre erfahren wird kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall macht deine Zusammenfassung der Jahrhundertsaga gluschtig!

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