Bevor wir in den Bus nach Luang Prabang stiegen, waren wir bereits zum ersten Mal froh, dass wir unser Ticket schon hatten. Denn der sehr kleine Busbahnhof in Nong Khiaw glich einem Bazar.
Als wir ankamen, tummelte sich eine Schar von Touristen vor einem viel zu kleinen Schalterhäuschen. Irgendwann wurde uns klar, dass wir - respektive ich - uns auch ins Getümmel begeben mussten, um unseren Voucher gegen ein Ticket einzutauschen. Das Prinzip am Busbahnhof funktionierte folgendermassen: Die Minivans wurden mit Touristen befüllt, die bereits im Voraus ein Ticket über eine Agentur o.Ä. gebucht hatten. War ein Bus voll, fuhr man los. Diejenigen, die erst vor Ort ein Ticket kaufen wollten, liess man warten. Zuerst musste man sicherstellen, dass all jene, die bereits bezahlt haben, eine Platz haben. Und so trafen wir auf drei eher genervte Franzosen, die seit zwei Stunden am Busbahnhof ausharrten. Ein Glück für uns also, dass wir bereits ein Ticket hatten …
Die ehemalige Hauptstadt
Nach etwas mehr als einer vierstündigen Fahrt erreichten wir Luang Prabang. Die Stadt mit ca. 77‘000 Einwohnern liegt direkt am Mekong und war bis 1975 die Hauptstadt von Laos. 1975 wurde Laos von einem Königreich zu einer Republik und Vientiane - zuvor nur administrative Hauptstadt - wurde zur alleiniger Hauptstadt von Laos. Aufgrund der königlichen Geschichte sind in Luang Prabang aber noch viele sehr schmucke Tempel zu sehen. Als Westler ist es etwas ungewohnt, wenn man die Strasse entlang geht und sich plötzlich ein buddhistischer Tempel inklusive jüngerer und älterer Mönche auf der einen Seite erstreckt, während auf der anderen Seite das ganz normale Strassentreiben mit Läden und Cafés vor sich geht.
Ein tolles Fundstück
An unserem ersten Tag in Luang Prabang liessen wir es etwas gemütlicher angehen. Während Ricarda am Morgen ihre Kleider in die Wäscherei brachte, und sich etwas im Zimmer zurückzog, machte ich mich zu Fuss auf Entdeckungsreise durch die Stadt. Zufälligerweise war unser erster Tag in Luang Prabang (2.12) der Nationalfeiertag von Laos. Die Unsicherheit, ob an diesem Tag überhaupt etwas offen wäre, verflog jedoch schnell; man merkte überhaupt nichts …
Die Hauptstrasse von Luang Prabang ist gesäumt mit kleinen Läden, Touristenbüros und Cafés. Ein gemütliches Entlangschlendern ist alleweil möglich, insofern man sich nicht zu fest von all den Motorrädern, Tuktuks und Menschen, die einem eine Fahrt zu einem Touristenort anbieten wollen, aus der Ruhe bringen lässt. Mir persönlich fiel es etwas schwer, zu atmen. Die Luft in Luang Prabang fand ich extrem schlecht und ich musste mir irgendwann ein Kaffe + Brownie gönnen, um wieder etwas zu mir zu kommen. Etwas Zucker hilft gegen Verschmutzungs-Kopfschmerzen.
Am Nachmittag machten Ricarda und ich uns auf den Weg zum Tat Sae-Wasserfall. Wir mieteten uns ein Motorrad und ich fuhr mit Ricarda im Gepäck Richtung Osten. Der Tat Sae-Wasserfall ist ein eher unbekannter Wasserfall in dieser Region - und genau das wussten wie zu schätzen: Einerseits ist der Eintritt zu den Wasserfällen nicht ganz so teuer. Und andererseits wurde man mit einem schmalen Boot einen kurzen Weg zum Wasserfall transportiert. Eine Art und Weise, die bei grossen Touristenströmen - und die gibt es hier (dazu später mehr) - definitiv nicht mehr funktionieren würde.
Die Menschenmenge am Tat Sae-Wasserfall war dementsprechend überschaubar und so genossen wir einen wunderbaren Anblick bei traumhaften Wetter. Ein Schwumm im kühlen Nass liess ich mir natürlich nicht nehmen.
Zurück in Luang Prabang verköstigten wir uns am berühmten Night-Market und schlenderten der Hauptstrasse entlang, die sich jeden Abend ab 17:30 Uhr in einen einzigen riesigen Markt verwandelt, an dem sich die Laoter ihre Produkte für die Touristen präsentieren und verkaufen. Magnete, Lampen, Öle, Salze, Gemälde, Kleiner, usw. Es gibt fast alles, was das Herz begehrt. Und eine gewisse Geschicklichkeit im Handeln hilft definitiv, nicht zu viel zu bezahlen.
Neue kulinarische Fähigkeiten
An unserem zweiten Tag in Luang Prabang mussten wir bereits früh auf der Matte stehen. Denn un 9:00 Uhr begann bereits unser laotischer Kochkurs! Gemeinsam mit dem Koch und ca. 10 anderen Touristen aus Spanien, England, Brasilien, den USA und China, machten wir uns auf den Weg auf einen lokalen Markt ausserhalb der Stadt. Nach einem kurzen Rundgang inklusive Genussproben machten wir uns auf den Weg in die sehr naturnahe Küche.
Als erstes lernten wir, wie man Reis richtig wäscht und kocht. Danach bereiteten wir vier verschiedene Gerichte zu: Zuerst zwei Dipsaucen auf Auberginen- oder Tomatenbasis.
Danach ein eigens marinierter Fisch, den wir in einem Bananenblatt einwickelten und aufs Feuer legten.
Als Drittes füllten wir Zitronengras mit einem Poulet-Gewürz-Gemisch, tunkten es in Ei und frittierten es.
Als Viertes machten wir einen Salat aus Büffelfleisch - den Geschmack kann man in etwa mit demjenigen von Rindfleisch vergleichen.
Zum Schluss vereinten wir uns alle am Esstisch und genossen gemeinsam ein laotisches Festessen. Mir persönlich hat der Fisch am besten Geschmeckt. Die Marinade aus verschiedenen Gewürzen war extrem gut und der Fisch super zart! Ricardas Favorit war das gefüllte Zitronengras.
Die Chinesen und ein voller Zug
An unserem letzten Tag in Luang Prabang hatten wir kurz das Gefühl, dass es doch nicht der letzte sein wird … Als wir in Luang Prabang ankamen, wollten wir als erstes sichergehen, dass wir auch sicher einen Platz im Schnellzug nach Vientiane ergattern. Wir hatten im Voraus gehört, dass man die Tickets drei bis vier Tage im Voraus reservieren muss und so fragten wir den Eigentümer unseres Hotels als allererstes bezüglich der Tickets. Der Mann offerierte uns netterweise, dass er die Tickets für uns bei der Agentur bestellen würde. Nachdem wir jeden Tag mit „Ich weiss noch nicht mehr.“ vertröstet wurden, mussten wir am Tag vor unserer Abreise etwas hartnäckiger werden. Plötzlich erzählte uns der Eigentümer des Hotels, dass alle Tickets weg wären und er erst am Nachmittag (4.12) wisse, ob wir morgen (5.12) überhaupt einen Platz im Abendzug erhalten würden. Sichtlich irritiert ab der Situation - schliesslich hatten wir und genug früh um die Tickets gekümmert - hakten wir nach. Irgendwann fanden wir raus, dass die Zugverbindung von Luang Prabang nach Vientiane von den Chinesen erbaut wurde, und diese die Bahngesellschaft noch immer besitzen. Daraus folgt, dass chinesische Staatsangehörige immer Vorrang haben, wenn es um den Verkauf von Zugtickets geht. Während unseres Aufenthaltes in Luang Prabang waren uns die Massen an chinesischen Touristen durchaus aufgefallen. Die sehr lauten und sehr präsenten chinesischen Touristengruppen nahmen überall extrem viel Platz ein und beschlagnahmten alles um sich herum für sich. Wir liessen uns sagen, dass die Chinesen in eigens für sie erbauten Hotels untergebracht waren, in denen sie nur chinesisches Essen servierten. Und so stellte sich heraus, dass eine chinesische Reiseagentur alle Zugtickets für die nächsten Tage gekauft hatte.
Für uns hiess das, dass wir für morgen kein Zugticket mehr erhalten konnten. Natürlich sind wir uns auch nicht ganz sicher, wie zuverlässig der Eigentümer unseres Hotels bei der Agentur nachgefragt hat. Einmal mehr gilt also die Devise: besser selber organisieren. Und so mussten wir wohl oder übel umdisponieren. Anstatt einer zweistündigen Zugfahrt nehmen wir morgen eine siebenstündige Minivan-Fahrt auf uns. Immerhin kommen wir ans Ziel.
Touristenkomik und ein weiterer Wasserfall
Die Tatsache, dass mal wieder etwas nicht so geklappt hatte, wie wir es geplant hatten, kostete uns mal wieder ein paar Nerven. Irgendwann kamen wir aber zum Schluss, dass das spontane Umdenken aber auch dabei hilft, neuronale Vernetzungen im Gehirn zu knüpfen, was wiederum das Demenzrisiko senkt - somit hat jede Situation auch seine Vorteile. :-D
Nachdem unsere Weiterreise nach Vientiane im Trockenen war, mieteten wir erneut ein Motorrad und machten uns diesmal auf den Weg in Richtung Süden. Um den Mittag herum erreichten wir den Kuang Si-Wasserfall. Dieser Wasserfall ist einiges bekannter als der Tat Sae-Wasserfall, was bereits in der sehr professionellen Aufmachung am Eingang ersichtlich war. Es war beinahe so, als würde man sich im Europa Park für eine Bahn anstellen.
Ein kurzer Spaziergang brachte uns zum Wasserfall, der aus verschiedenen Becken bestand. Es hatte einiges mehr an Touristen als am Tat Sae und es war ziemlich amüsant, die Menschen zu beobachten, wie sie für Fotos posierten. Uns fiel auf, dass es hier erhebliche Unterschiede zwischen Asiaten und Europäern gab. Europäer agieren nach dem Prinzip "Cheese“, wohingegen die Asiaten ihre Posen tendenziell an der Modefotografie anlegen. Ein drittes Genre stellen die Chinesen dar; diese treffen in Gruppen ein, stellen sich ohne Rücksicht auf Verlust vor alle anderen hin, werfen die Arme in die Höhe und sagen irgendetwas sehr sehr laut.
Wir hatten das Glück, dass wir um die Mittagszeit beim Wasserfall ankamen und somit die Tours vom Morgen schon wieder abgereist und die Tours vom Nachmittag noch nicht angereist waren. So konnten wir einen einigermassen ruhigen Rundgang geniessen und stiegen auch noch die Treppe mit über 500 Stufen bis zum Ursprung des Wasserfalls hinauf, wo es noch weniger Menschen hatten.
Bei unserer Rückkehr nach unten wollten wir eigentlich ein kurzes Bad im Wasserfallbecken nehmen. Der Anblick der chinesischen Touristen, die plötzlich in Strömen von allen Seiten an den Wasserfall drängten, liessen uns jedoch zögern. Als wir dann sahen, dass gewisse ältere chinesische Männer bewusst mit ihren Handykameras auf junge europäische Frauen in Badekleidern zoomten, verging uns die Lust gänzlich. Und so verliessen wir dann doch eher zügig die eher abstruse Szenerie. Bei unserem Spaziergang zurück zum Eingang kamen uns im Minutentakt Golfcarts gefüllt mit chinesischen Touristen entgegen.
Gemütlich ausklingen lassen
Nach einer gemütlichen Fahrt zurück nach Luang Prabang, auf der wir übrigens noch Halt bei einem Eisstand machten, der Eis aus Büffelmilch herstellte (sehr fein), erreichten wir in den frühen Abendstunden unser Hotel.
Nach einer kurzen Dusche stiegen wir noch auf den Berg Phousi. Der “Berg“ mitten in der Stadt beherbergt einen buddhistischen Tempel auf seiner Spitze und ist ein gern gesehener Ort um den Sonnenuntergang zu beobachten. Wobei wir hier definitiv nicht alleine waren. Chinesen waren auch hier überall und Ricarda und ich amüsierten uns auch hier ab gewissen Touristen (v.a chinesische aber nicht nur), die unbedingt ein Foto mit dem Sonnenuntergang wollten, und dadurch aber allen anderen Touristen den Weg versperrten.
Als Abschluss unseres Luang Prabang-Abenteuers gönnten wir uns noch ein sehr sehr gutes Essen in einem lokalen Restaurant abseits der Touristenströme. Morgen früh um 6:30 geht es für uns weiter nach Vientiane.
Alles sehr interessant! Spiegelei auf Reis, vermutlich typisch Laoisch
AntwortenLöschenSpiegelei auf Reis schmeckt einiges besser als man denken würde. Ist etwas, das wir hier in Laos schon sehr oft angetroffen haben. Die Kombination ist ein Versuch wert. :-)
LöschenDie beiden Wasserfälle beeindrucken nicht durch die Höhe des fallenden Wassers, sondern durch das Setting im Wald. Sieht aus, als ob das Wasser zufälltig seinen Weg durch den Wald gefunden hat.
AntwortenLöschenAbsolut! Vor allem beim Tat Sae-Wasserfall war das Setting sehr eindrücklich - auch, weil wir praktisch alleine waren. Man schwimmt im Wasser und ist umgeben von Natur… herrlich!
LöschenLuang Prabang liegt am Mekong, Saigon ja auch - d.h. dieser Fluss ist ja riesig!
AntwortenLöschenDas ist in der Tat so. Der Mekonh ist ca. 4‘900 km lang und fliesst durch insgesamt sechs Länder (China, Myanmar, Laos, Thailand, Kambodscha, Vietnam). Er entspringt in der Region Tibet und fliesst in der Nähe von Saigon ins südchinesische Meer.
LöschenWieso sind die Mönche immer in orange gekleidet? Und sind die Tempel tatsächlich vergoldet oder nur goldgelb angemalt? Cool ist auch die Beschreibung eures Laotischen Kochkurses. Zum Nachkochen reichen die Angaben leider noch nicht .... kochen/essen die Laoter eigentlich scharf wie die Chinesen und Inder?
AntwortenLöschenHier gibt ed verschieden Quellen: Einerseits gilt Orange im buddhistischen Glauben als Farbe der höchsten Erleuchtung und Weisheit. Aus diesem Grund ist die Farbe Orange den Mönchen vorbehalten. Andererseits findet man auch die Begründung, dass Orange vor Jahrhunderten der einzig verfügbare Farbstoff war und die Farbe irgendwann zur Tradition wurde.
LöschenDie Tempel sind unseres Erachtens nach goldig angemalt, jedoch nicht komplett vergoldet.
Die Rezepte zu den einzelnen Gerichten habe ich dokumentiert. Da wird es sicherlich nach meiner Rückkehr mal der ein oder andere Kochversuch geben ;-) Viele Gerichte sind nicht scharf und wir können eigentlich alles bestellen, ohne auf „bitte nicht scharf“ zu verweisen. Es ist aber so, dass, wenn mal etwas als “scharf“ indiziert ist, dies tatsächlich sehr sehr scharf ist. Somit sind sich die Laoten schon eine höhere Schärfe gewohnt.