Sonntag, 11. Oktober 2015

Der Granatapfeldieb - Elle Newmark

Der Granatapfel Dieb war mein erstes freiwillig gelesenes Buch seit langem. Da ich von der Schule aus oft in allen drei Sprachfächern (Englisch, Deutsch, Französisch) gleichzeitig Bücher lesen musste, hatte ich während meiner Zeit an der Kantonsschule praktisch keine Zeit, um ein selbstständig gewähltes Buch zu lesen. Somit habe ich meine innerliche Leseratte leider für 4 Jahre in den Keller gestellt und holte diese diesen Sommer wieder raus. So wagte ich den Versuch und ging blindlings in meine Lieblingsbuchhandlung um etwas in den Büchern zu stöbern. Nach längerem Druchforsten der riesigen Buchregale wählte ich von allen Büchern jenes, welches mich inhaltlich aber auch visuell am meisten ansprach:

So kam ich auf „Der Granatapfel Dieb“ von der US-Autorin Elle Newmark.
Was mich an der Geschichte vor allem interessierte, war der Spielort Venedig. Das Buch spielt zur Zeit der Renaissance (15.Jh), zu welcher in Venedig praktisch jeder käuflich war. Für Ruhm, Ehre und Geld wurde gemordet was das Zeug hält und man wusste nie, wem man wirklich vertrauen konnte. Nur Amato Ferrero, der gewitzte und rätselhafte Chefkoch des Dogen konnte mit Geld nicht viel anfangen. Obwohl er als Koch weitum bekannt war, kochte er aus reiner Leidenschaft und mit dem Ziel, seine Gäste zu verwöhnen. Geld war für ihn nie ein Grund, Intrigen zu schmieden. Als Amato Ferrero den jungen und heimatlosen Dieb Luciano dabei erwischt, wie er auf dem Markt einen Granatapfel stiehlt, nimmt er diesen als seinen Lehrling in seiner Palastküche auf. Doch schon bald merkt Luciano, dass sein Glück nicht nur Gutes bringt. Nach und nach sieht er sich immer mehr in Geheimnisse und Gefahren verstrickt, versteift sich jedoch darauf, dass sein Retter (Meister Ferrero) alles unter Kontrolle hat. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein sagenumwogenes Kochbuch, das nicht nur wegen seiner Rezepte von unschätzbarem Wert ist – denn darin soll das geheime Wissen aller Zeiten niedergeschrieben sein. Im Verlaufe der Geschichte spitzen sich die Ereignisse zu bis es schlussendlich zum Eklat kommt.
Ich habe das Buch mit gemischten Gefühlen gelesen. Zu Beginn habe ich mich gefreut, in dem unter „Historische Romane“ eingeordneten Buch etwas über Venedig und deren Gesellschaft zur Zeit der Renaissance zu erfahren. Bald musste ich jedoch feststellen, dass darauf nicht gross eingegangen wird. Denn die schmalen Gassen von Venedig kennt ja jeder zumindest vom Hörensagen. Was mir jedoch gefallen hat war die Figur des Amato Ferrero. Er war wie ein geschlossenes Buch, lehrte aber Luciano und somit auch den Leser etwas von seiner beeindruckenden Lebensphilosophie zu internalisieren. Seine Ansichten, dass man sich nicht immer überall einmischen, die Leute auch einfach mal reden lassen und man von dem was man tut überzeugt sein soll, haben mich extrem beeindruckt und auch zum Nachdenken angeregt. Zudem glaubt Ferrero stets an das Gute im Menschen – eine Einstellung, die man in der heutigen Zeit leider nicht mehr so häufig antrifft. Auch Ferreros Art, mit dem Essen umzugehen, hat Elle Newmark perfekt zur Geltung gebracht. Schon allein seine Anleitung, wie man eine Zwiebel schälen soll, liess mir das Wasser im Mund zusammen laufen. „Der Granatapfel Dieb“ handelt sehr häufig von Nahrungsmitteln, vom Kochen, und vom Umgang mit dem Essen. Es hat mir sehr gefallen, wie Ferrero allen versucht hat zu zeigen, dass man beim Essen einen Moment innehalten soll, um sich bewusst zu werden, was man eigentlich isst. Alles in Allem muss ich sagen, dass mir das Ende des Buches überhaupt nicht gefallen hat. Die Geschichte hatte eine super Exposition. Die Spannung spitzte sich immer weiter zu und man konnte die Auflösung kaum erwarten. Ich malte mir ständig aus, was wohl mit Luciano und dem Chefkoch des Dogen passieren wird. Schlussendlich war mir das Ende aber dann zu abrupt und zu wenig ausführlich. Und bei mir macht der Anfang und das Ende eines Buches, meine Meinung zum Buch. Mit einem spannenden Anfang und einem eher schwachen Ende stelle ich das Buch virtuell in das mittlere Regal: Gut – aber mit Steigerungspotenzial.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen