Mittwoch, 16. März 2016

Im gemütlichen Rahmen

Mein Wochenende in Buenos Aires ist in etwa so über die Bühne gegangen, wie ich es mag. Gemütlich, ungestresst, kulinarisch und gesprächsreich!


La Noche de las Librerías


Am Samstag Abend fand in Buenos Aires die "Nacht der Büchereien" Stadt. Ihr müsst wissen, dass Buenos Aires Rekordhalter in Anzahl Büchereien pro Kopf ist. Die Strasse Corrientes (auch der "Brodway von Buenos Aires" genannt) ist nur so übersät von ihnen. Für die Nacht der Büchereien wurde die ganze Strasse für Autos gesperrt und wo sich normalerweise die Autos häufen, versammelten sich nun tausende von Menschen. Auf der Strasse wurden Sofas aufgestellt, damit man sich in der Bücherei ein Buch aussuchen konnte und an der frischen Luft gemütlich darin blättern konnten. Auf verschiedenen Bühnen wurden Gespräche mit Autoren geführt oder Buchlesungen gemacht und Künstler stellten ihre Stative mitten auf die Strasse, um ihr Können öffentlich zu präsentieren. Für mich Leseratte war dieser Event natürlich ein Muss! Das Event-Programm, welches mir die verschiedenen Shows/Lesungen/Vorträge nach Zeit sortiert präsentierte, wirkte vielversprechend. Voller Vorfreude also, spazierte ich durch die Strasse Corrientes.

Ungewöhnliches Bild: Passanten auf der Hauptstrasse Corrientes
 
 
Alle halbe Stunde fand starteten irgendwo Vorträge. Spezifisch zu Büchern oder Gespräche mit Autoren.
 
Mir wurde jedoch schnell klar, dass der Event nicht in meinem Sinne ist. Bereits der erste Vortrag war komplett anders, als ich mir dies vorgestellt hatte. Ich hatte mehrere argentinische Autoren erwartet, die über ihre Bücher (laut Programm mit Erfolg auf der ganzen Welt), ihre Arbeit und ihre Vorgehensweise erzählen. Schlussendlich sass da aber nur ein älterer Mann, der seine Meinung über eine Satire zum Thema Hitler, den zweiten Weltkrieg und die Falklandinseln, kundgab. Ich hatte Geduld aber schlussendlich verliess ich den Saal frühzeitig. Die Idee, die längeren Öffnungszeiten und die Rabatte der Büchereien auszunutzen war auch nicht die beste. Denn logischerweise waren die Büchereien voll von suchenden Menschen. Und die Büchereien hier sind nicht so gut geordnet, wie ihr dies möglicherweise aus der Schweiz kennt. Im Gegenteil: die Bücher sind aufeinandergestapelt und in den schmalen Gängen kann man sich kaum bewegen. Somit war mein "Bücherei Erlebnis" auch schnell vorbei und ich zog es dann doch vor, mich meinem eigenen Buch (Harry Potter 1 auf Spanisch) in meinen eigenen vier Wänden zu widmen. ;-) Aber dennoch, auch wenn ich mir die Nacht der Büchereien etwas spannender vorgestellt hatte, so war es dennoch schön zu sehen, wie sich Menschenmassen versammeln, um in Büchern zu schmökern und zu lesen. Und dies, so ganz ohne E-Book, Tablets oder Smartphones. Einfach herrlich!

Das Bild des Elefanten hätte ich gerne gekauft!


Das Wohnzimmer mal so schnell auf die Strasse proijeziert.

Bei überfüllten Büchereien lässt es sich kaum in Ruhe stöbern.


Und wieder einmal ein Stück Fleisch


Wie ich euch bereits in meinem vorangehenden Blogpost angekündigt habe, durfte an diesem Wochenende natürlich auch das Fleisch nicht fehlen. Die Argentinier dinieren sehr spät was zur bedeutet, dass einige Restaurants für mich zu spät öffnen. So kam es leider auch, dass die von mir ausgesuchte Parilla zu meiner geplanten Essenszeit noch immer geschlossen hatte. Mit hungriger Miene zwei Stunden warten war aber auch nicht die Lösung. Somit zog es mich in ein anderes Restaurant, an Auswahl fehlt es hier ja nicht - die Parillas tummeln sich nur so. :P Und mein Vorteil, da ich komplett alleine im Restaurant sass, wurde ich schnell bedient und der Koch konnte sich komplett auf mein Steak konzentrieren.
Ich entschied mich dazu, wieder einmal ein "Bife de Chorizo" zu geniessen. Dieses war das erste Stück Fleisch, dass ich hier ass und ich dachte mir, warum nicht einmal in Erinnerung schwelgen? An alle Fleischliebhaber unter euch Lesern empfehle ich jedoch, bei einem Parilla Besuch in Buenos Aires ein "Bife de Lomo" (Filetstück) oder ein "Bife de Cuadril" zu bestellen. Geschmacksmässig sind sich diese drei Stücke sehr ähnlich (natürlich merkt man den Unterschied aber verglichen mit allen Fleischarten sind sie sich ähnlich) aber beim Bife de Chorizo besteht sicherlich 1/4 des Stücks aus unessbarem Fett, wo bei den anderen beiden Varianten saftiges Fleisch vorhanden ist. Auch wenn ich dies wusste, war ich dennoch ernüchtert, als ich das Steak bekam. Denn auch wenn es vortrefflich schmeckte, so verbrachte ich dennoch die Hälfte der Zeit damit, die dicke Fettschicht abzuschneiden. Aber gut, das nächste Mal gibt es wieder etwas anderes. ;-)

Was gibt es Besseres an einem Sonntag Abend?

Das wohl schönste Kaffee in Buenos Aires


Nach dem genialen Stück Fleisch war für mich der Sonntags Abend Ausgang aber noch nicht ganz vorbei. Ich traf mich noch mit einem Kollegen zu philosophischem Tratsch in einem wunderschönen Kaffee. Zuerst einmal, wieso den "philosophischer Tratsch"? Ganz einfach deswegen, weil mein Kollege ein halber Philosoph ist. Ich dachte immer, ich denke zu viel über existenzielles nach und dass ich gerne einmal mein Gehirn abschalten möchte - oder zumindest die darin kursierenden Gedanken - aber mein Kollege ist definitiv schlimmer als ich. Manchmal kommt er mir vor, wie der Immanuel Kant der Neuzeit und ich ertappte mich auch schon, wie ich ihn mit der berühmten Philosophenskulptur "Der Denker" verglich. Wie auch immer, gute Gespräche, auch wenn teilweise etwas tiefgründig (und das auf Spanisch), kommen immer zustande.
Als nächstes komme ich zum "wunderschönen Kaffee". Kommt ihr irgendwann nach Buenos Aires, dann geht unbedingt in das "El Gato Negro" (zu Deutsch "die schwarze Katze") auf der Avenida Corrientes. Das Kaffeehaus besteht inwendig vollständig aus Holz und die Stufen in den ersten Stock sind abgetreten und knarren. Aber dies macht nur einen Teil des ganzen Charmes aus. Denn schon im Schaufenster provoziert das Kaffee die Passanten dazu, stehen zu bleiben. Denn in kleinen Schachteln sind die verschiedensten Gewürz- und Kaffeearten aufgereiht und betritt man den Raum, so sieht man die Holztheke und dahinter riesige Glasvitrinen mit Kaffeebohnen. Desweiteren gibt es die unterschiedlichsten Gebäcke und Getränke. Von Speziellen Kaffees und Tees über das "normale" Kaffeesortiment bis hin zu alkoholischen Coctails kann man sich aus der Karte nach Belieben vergnügen.

Mit dem gemütlichen Kaffeetreff am Sonntag Abend, konnte ich mein Wochenende gemütlich ausklingen lassen und somit mit neuer Energie in die letzte Schulwoche starten!


Schon das Schild spricht für sich! :-)

Das wohl schönste Schaufenster in Buenos Aires. Gewürze, Gewürze, Gewürze!

Der untere Stock des Kaffees. Na, was sagt ihr zu dieser Theke?!



4 Kommentare:

  1. Ein Bücherbasar mit Lesungen auf der Hauptstrasse! In Luzern wäre dies wohl die Obergrundstrasse oder die Pilatusstrasse - und das Chaos wäre perfekt. In BA funktioniert dies offensichtlich problemlos.... gemütlich ....!

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  2. Sensationell, diese Theke im "El Gato Negro". Man riecht den Bohnengeschmack bis nach Luzern! Beim letzten Argentinien-Besuch haben wir dieses Kaffee verpasst - schade! Ein Grund wieder mal nach Buenos Aires zu fliegen...!
    P.S. ist ein Gato Negro nicht ein schwarzer Kater, anstelle einer schwarzen Katze?

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    1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    2. Das weibliche Wort "La gata" nutzt man im Spanischen praktisch nicht. Aber im Deutschen spricht man ja auch mehrheitlich von "Katze" und vergisst den "Kater". Auch wenn man einen männlichen Wollfratz zu Hause hat spricht man von "Katze" ;-)

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