Mittwoch, 1. Juni 2016

Salento - Der Ort des Kaffees

Mit einem kleinen weissen Büsschen startete ich meine erste Entdeckungsreise in Kolumbien. In knapp drei Stunden Fahrt, durch Zuckerrohrfelder, abgelegene Dörfchen und Urwald ähnliches Gebiet, gelangte ich nach Armenia. Die meisten Reisenden kennen von dieser Kleinstadt nur den Busbahnhof, da Armenia eigentlich nur als Knotenpunkt für die Weiterreise nach Salento dient. Ich dachte mir jedoch, ich werde die Möglichkeit nutzen und mir Armenia ansehen. Und ich realisierte bald, wieso die Meisten nur durchreisen:



Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hostel, wollte ich mir das Zentrum Armenias ansehen. Die Hostel Eigentümerin empfahl mir, mir am Plaza Sucre einen Kaffee zu gönnen. Denn dieser Platz sei enorm schön. Wie schon so oft merkte ich, dass auch schön eine subjektive Sache ist. Auch wenn ich den Spaziergang durch Armenia enorm interessant fand, so muss ich doch sagen, dass die Stadt überhaupt nichts Sehenswertes hat. Das Treiben auf der Strasse, die vielen kleinen Stände an denen man Fruchtsäfte, Arepas (Maisfladenbrot, ein typisches kolumbianisches Essen), kleine Snacks und sonstige Dinge kaufen konnten, die Menschen, die nichts tuend vor ihrem Geschäft sassen, war zwar sehr amüsant, konnte meine Meinung zur Stadt selber jedoch nicht gross verändern. So entschied ich, mich nach einem Abstecher in ein kleines Restaurant und dem Versuch von Mazamorra (eine kalte Suppe aus Maiskörnern und Milch) ins Hostel zurück zu ziehen und früh schlafen zu gehen.


Ein etwas schönerer Teil Armenias

Eine typische Strasse in Armenia

Mazamorra - Maiskörner in Milch. Ich bevorzuge andere kolumbianische Spezialitäten.


Salento

Der nächste Morgen begann regnerisch, weswegen ich mich entschied, etwas später als geplant nach Salento weiter zu reisen und noch etwas Zeit im Hostel zu verbringen. Ich hatte da nämlich zwei sehr sypmathische Argentinier und einen Mexikaner getroffen. So unterhielten wir uns über den seit knapp 5 Monaten amtierenden Präsidenten Argentiniens (Mauricio Macri), unsere Erlebnisse in Südamerika und verglichen die Schweiz (resp. Europa) mit Lateinamerika. Ich hatte enormen Spass und brach somit ohne schlechtes Gewissen 3 Stunden später als geplant auf.

Argentinien, Mexiko, Schweiz, Argentinien (v.l.n.r)

Von Armenia ist man mit dem Minibus in knapp 45 Minuten in Salento. Salento selber ist bekannt als DER Ort des Kaffees. Für mich als Kaffeeliebhaber war dies natürlich ein MUSS, was aber nicht heisst, dass sich der Ort für nicht - Kaffee - Trinker nicht lohnen würde. Im Gegenteil! Bereits bei der Einfahr in das Dörfchen verliebt man sich in den Ort. Der Hauptplatz ist am Mittag vollgestellt mit kleinen Ständen, die typisches regionales Essen (Forelle in jeglicher Art) anbieten und die farbigen Häuser mit den vielen kleinen Souvenirläden oder Restaurants laden herzlich zum Bummeln ein. Bevor ich mich auf Erkundigungstour machte, wollte ich mich in einem Restaurant verpflegen, welches in meinem Reiseführer empfohlen wurde. Für 7000 kolumbianische Pesos - also für etwa CHF 2.10 - erhielt man im Rincon de Lucy ein Mittagsmenü welches eine Gemüsesuppe mit Banane als Vorspeise und wahlweise Forelle oder Poulet mit Reis, Salat, Patacón (frittierte Banane) und Bohnen inkl. Getränk als Hauptspeise, beinhaltete. Wirtschaftlich gesehen also ein perfektes Preis - Leistungsverhältnis, denn die Portion war gross und das Gegessene enorm lecker!

Blick auf einen Teil des Hauptplatzes sowie auf einige Essensstände.

Eine Frucht gefällig?

Ein weiteres Mal der Hauptplatz

Farbig ist in Salento so ziemlich alles.
Einere schönere Verzierung des Ladeneinganges könnte es meiner Meinung nach nicht geben.

Eine Nebenstrasse

Blick auf die Einkaufsstrasse - leider mit einem Auto im Weg.

Die Vorspeise: Gemüsesuppe und Banane

Die Hauptspeise: Salat, Reis, Mini Arepa (unten Bildmite), Forelle, Patacón (Banane)

Gestärkt und bereits mit einer weiteren kolumbianischen Spezialität im meinem Bauch, spazierte ich gemütlich durch Salento. Auf dem Aussichtspunkt, der mit einigen atemraubenden Treppenstufen erreicht werden kann, traf ich auf einen Alfajores verkaufenden Einheimischen. Nachdem ich ihm mit grosser Freude die von mir so sehr vermisste argentinische Spezialität abgekauft hatte, kamen wir in ein Gespräch, welches damit endete, dass ich von ihm zu Schokolade und Gebäck an meinem letzten Abend in Salento eingeladen wurde.

Ein weiteres Mal die Einkaufsstrasse Salentos

Blick auf die Einkaufsstrasse Salentos

Am Aussichtspunkt Nummer 2

Valle de Cocora

Am Sonntag Morgen brach ich früh auf, um die 6 stündige Wanderung durch das Cocora Tal zu machen. Das Tal ist vor allem deswegen so beliebt, weil man während der Wanderung die grössten Palmen der Welt besichtigen kann. Zudem kommt man nach 2h Weg an einem Kolibri Park vorbei, den es anscheinend auch zu besichtigen lohnt.
In einem kleinen Jeep, die in Salento Willy genannt werden, gelangten die anderen Frühaufsteher und ich zum Eingang des Cocora Tals. Zusammen mit einer Kolumbianerin, die ich am Vortag in einem Kaffee getroffen habe und die an jenem Morgen zufälligerweise im selben Jeep sass, machte ich mich auf den Weg. Wir wanderten drei Stunden steile, enge und teilweise schlippfrige Berghänge hinauf und fragten uns, wieso wir den so einsam sind. Nach dreieinhalb Stunden kamen uns zwei Einheimische entgegen und klärten uns darüber auf, dass wir auf einem komplett falschen Weg seien. Würden wir weiter laufen, so kämen wir erst in zwei Tagen an einen zivilisierten Ort. Etwas genervt aber ohne eine andere Wahl zu haben, kehrten wir um. Es stimmte uns jedoch milde, dass wir auf unserem Rückweg sicherlich über 15 Personen aufsammelten, die auf demselben Irrweg waren, wie wir.


So sehen die Taxis in Salento aus :-P
Blick auf die grössten Palmen der Welt!!

Von dieser Art Brücke mussten wir nicht nur wenige überqueren!
Nachdem wir den gesamten Weg wieder zurück gegangen waren, wurde uns klar, weswegen wir vom Weg ab kamen. Meine Kompanin und ich sind am Morgen als erste ins Cocora Tal eingetreten. Als wir an die erste Weggabelung kamen, war der Weg zu unserer Linken mit einem Tor verschlossen. Rechts konnte man ohne Probleme weitergehen. Nun war das Tor jedoch offen und somit klarer, das der Weg nach links und nicht nach rechts führt. Zwei Belgier erklärten uns, dass der Anfang der Wanderung sehr schlecht signalisiert wäre, danach aber alle 200 Meter ein Wegweiser stehen würde. Nicht ganz logisch aber möglicherweise ist das die kolumbanische Logik. Naja, nach diesen sechs Stunden Wanderung war ich nicht mehr im Stande, weiter sechs Stunden Berg auf zu gehen, weswegen ich mich entschied, nach Salento zurück zu kehren.
So hatte ich das Valle de Cocora zwar nicht gesehen, konnte aber dennoch ein paar Palmen sehen.

Dieser Weg war einer der einfacheren Teile unserer Wanderung.

Hoch zu Ross zu einer Kaffee Farm

Auf meinen Ausflug vom Montag war ich besonders gespannt. Denn ich hatte mich entschieden, einen Guide zu buchen, und mit ihm zusammen eine Kaffeefarm in Verbindung mit einem kleinen Wasserfall zu besuchen. Wieso ein Guide werdet ihr euch fragen? Tja, als Fortbewegungsmittel nahmen wir das Pferd!
So bestieg ich an diesem Tag also das erste Mal in meinem Leben ein Pferd. Auch wenn nicht wahnsinnig bequem, so ist das Führen eines solchen Tieres eigentlich mit drei Handgriffen (oder eher Zügelgriffen) geschafft. So erreichten wir also ohne grössere Probleme eine kleine Kaffee Farm (span. Finca de Cafe).

Noch etwas unsicher aber dennoch sattelfest!

Die Kaffee Farm

Der junge Mitarbeiter der Familie zeigte mir, wie aus einer Kaffeebohne der spätere Kaffee wird. Bei einer kleinen Führung durch die Kaffeeplantage, erklärte er mir die ersten Schritte der Kaffeeproduktion. Ursprünglich aus Äthiopien kommend, wurde die Kaffeebohne vor einigen Jahrhunderten in Kolumbien angesiedelt. Aufgrund des unterschiedlichen Klimas, mutierten einige Kaffeebohnen, was erklärt, weswegen in der Region um Salento heute zwei Kaffeesorten (Rote Frucht = kolumbianischer Kaffee ; Gelbe Frucht = arabischer Kaffee) wachsen. Auf der kleinen Farm werden jährlich vier Tonnen an Kaffee produziert, von welchem 70% exportiert (u.a nach Italien und Australien) und 30% direkt in der Farm verkauft wird. Pro Jahr gibt es 4 ablese Monate, in denen die Pflücker von 6:00 - 18:00 arbeiten. 

Blick auf die Kaffeeplantage

So sieht die ungeröstete Kaffeebohne aus, wenn man sie frisch aus der Frucht löst.
Nachdem die Kaffeefrucht geplückt und die Bohne aus der Frucht entfernt wurde, wird die Bohne getrocknet und danach ihrer äussersten Schale entledigt. Nach der Röstung der Bohnen werden diese entweder sogleich verpackt oder zuerst pulverisiert und dann verpackt. Fertig ist der Kaffee, wie wir ihn vom Supermarkt her kennen. 
Natürlich wurde mir noch ein Espresso serviert, bevor unser Ritt weiter ging. Der Espresso hatte mir jedoch nicht sehr geschmeckt, der Geschmack fehlte. Der Mitarbeiter der Farm erklärte mir jedoch sogleich den Grund. Denn da man in dieser Region Kaffee trinkt, als wäre es Wasser (d.h 7 - 10 Tassen pro Tag), bereitet man den Kaffee sehr sanft und mit viel Wasser zu, damit man auch so viele Tassen pro Tag trinken kann.

Nach dem Pflücken legt man die Bohnen zum Trocknen.

Geröstete Bohnen

Mit dieser Maschine werden die Bohnen gemahlen.

Der fertige Kaffee - in Kolumbien ist es normal, den Kaffee schwarz zu trinken.

Etwas reicher an Kaffee Wissen ging der Ritt weiter zur nächsten Station. Ich spürte bereits meine Beckenknochen und war froh, als wir am kleinen Wasserfall ankamen. Der Weg dahin war alles andere als locker. Wir ritten durch Schlammweege, weite Wiesen, Gestrüpp und durchkreuzten Flüsse. Somit war ich froh, dass ich, ohne vom Pferd zu fallen und ohne dass das Pferd selber gefallen war, am eigentlichen Ziel ankam. In einer kleinen Felsenge stürzte sich der Wasserfall von oben herab in einen kleinen Weiher. Der Ort wäre so schön gewesen, wenn da nicht vier kreischende Mädels mit ihren coolen männlichen Begleitern gewesen wären. Immerhin sah dies mein Guide auch so und lud mich als Trost zu einem Agua de Panela con Queso ein. Bei einer Reise durch Kolumbien werdet ihr diese Spezialität auf jeder Speisekarte finden. Agua de Panela ist dabei eigentlich warmes Wasser in welchem man "Panela", also eine spezielle Art Zucker, kocht. Wahlweise gibt es auch Milch mit Panela - was ich um einiges leckerer finde. Zum Getränk reicht man einen sehr leichten und cremigen Käse. Wirklich gut!



Agua de Panela mit Käse


In diesem kleinen Häuschen wurde uns der obige Snack serviert.

Cesar Augusto Taborda Parra - der Alfajores verkaufende Artist 

Nach meinem Ausritt sowie mit einigen blauen Flecken und schmerzenden Körperteilen traf ich mich mit dem Alfajores Verkäufer, den ich am Samstag angetroffen hatte. Cesar ist eigentlich eine Art Zirkusartist. Er jongliert, tanzt, singt und macht sonst noch einige eigenartige Dinge. Klar war er sofort begeistert als er erfuhr, welchen Sport ich betreibe.
Nun, wie bereits gesagt wurde ich von ihm zu Schokolade und Gebäck bei ihm zu Hause eingeladen. Ich erschrak jedoch etwas, als wir im dem von ihm genannten zu Hause ankamen. Den eigentlich waren es Holz- oder Blechstücke, die hinter einem anderen Haus aufgestapelt wurden und somit einen kleinen Schuppen bildeten. Der Boden war somit Natur und von Sauberkeit war nicht gross etwas zu sehen. Aber ich wollte mich davon nicht beeindrucken lassen und die Fröhlichkeit dieses Mannes überwältigte mich vollkommen. Vor allem, als er mir plötzlich anbot, mir eine Fuss-Bein-Massage zu geben, da ich von der Wanderung ohne Ziel am Vortag doch so Schmerzen hätte, fühlte ich mich so richtig wohl. Wir verbrachten einen schönen Abend zusammen, sprachen über Gott und die Welt, tauschten unsere Erlebnisse aus und tranken die von ihm zubereitete Schokolade (welche hier übrigens oft mit Wasser und nicht mit Milch zubereitet wird). Dazu gab es die besten Croissants, welche ich in meiner gesamten Südamerika Zeit gegessen hatte, sowie Maisfladen.

So sah die Küche meines Kollegen aus.

Mein Kollege Cesar am Wasserkocher.

Gemütliches Abendessen: Croissants, Maisfladen und Schokolade.

Nach vier Tagen Auszeit von Cali musste ich mich leider bereits wieder von Salento verabschieden. Das kleine Dorf hat mir enorm gut gefallen und die Lebensfreude der Einheimischen hat mich einfach angesteckt! Was mir aber besonders gefallen hat, waren die kleinen Kaffees, von denen es nur so gewimmelt hatte. Ich liebe das Ambiente eines Kaffees, in dem man einfach sein kann, ein Buch liest oder sich mit den Einheimischen unterhält. All dies hat mir Salento gegeben. Nicht selten setzte ich mich alleine in ein Kaffee, las mein Buch, genoss eine hausgemachte Torte. Aber niemals verliess ich das Kaffe, ohne auch nur mit irgendjemandem geredet zu haben. In meinem Lieblingskaffee (der beste Capuchino, den ich je hatte und dies für CHF 1.-) unterhielt ich mich zuletzt mit allen Anwesenden. Man muss dabei jedoch beachten, dass die Kaffees oft nicht mehr Platz als für drei bis vier Tische haben. Aber genau dies fehlt mir in Cali!

Eines der schönsten Kaffees in Salento. Und, die Torten sind definitiv zu empfehlen!


Ein excellenter Kaffe mit einem Buche - es gibt nichts Besseres!

Wieder zurück in Cali hatte mich der Alltag schnell eingeholt, was heisst, dass ich mich enorm auf den nächsten Ausflug freue. Bevor ich am kommenden Samstag 4.06 aber nach Medellin fliege wird morgen Selina Rinert, eine Turnkollegin aus der Schweiz, hier in Cali ankommen. Sie war drei Monate in Jamaika und kommt jetzt die Tochter meiner Gastmutter besuchen, die vor mehreren Jahren während einem Austauschjahr in der Schweiz mit Selina in der Schulklasse war. Wird sicher komisch, nach 7 Monaten Fremde einen Schweizer Kumpanen zu treffen!

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