Montag, 30. März 2020

Abschied im Schnelltempo

Nach vielleicht zwei mehr oder weniger normalen Wochen in Mexiko-Stadt, wurde mein für sechs Monate geplanter Auslandsemester-Aufenthalt innerhalb von wenigen Stunden auf zwei Monate minimiert. Nebst dem sich sowieso schon im Chaos befindenden Semester, kam zu Allem hinzu noch der Coronavirus. Das sprengte das Fass.

Innerhalb von wenigen Stunden, wurde mein Plan von "Ich bleibe bis Ende Juni" auf "Ich gehe übermorgen nach Hause" umgekrempelt. Sprich, die Woche vom 16. März war ein reinstes Umhergerenne. Am Montag entschied ich mich - nach Telefonaten mit der schweizer Botschaft in Mexiko, meinen Eltern und sonstigen Ratgebern sowie Mails an die Uni in Mexiko - noch in derselben Woche nach Hause zu fliegen. Am Dienstag 17.03 buchte ich meinen Heimflug für Donnerstag Abend und organisierte alle in Mexiko getroffenen Kollegen für ein Abschiedstreffen. Am Mittwoch Morgen um 9 Uhr wurde mein Flug vom Donnerstag gestrichen. Somit packte ich innerhalb einer Stunde all meine Sachen und stand um 10:30 mit Sack und Pack am Flughafen, um noch irgendwie einen Flug in die Schweiz zu erwischen. Um 17 Uhr ergab sich dann die einzige Lösung - den Flug auf Samstag 21. März zu verschieben. Den Donnerstag und Freitag verbrachte ich damit, noch die letzten mexikanischen Köstlichkeiten zu essen, sowie all die lieben Menschen, die ich in Mexiko kennenlernen durfte, nochmals zu treffen und mich zu verabschieden.  






Die Menschen machen das Land

Mexiko ist kein so einfaches Land. Es gibt viele Probleme und Gefahren und vor allem als Frau muss man ständig auf der Hut sein. Was das Land jedoch unglaublich wertvoll macht, sind die Menschen, die hier beheimatet sind. Schon auf meiner Südamerikareise fand ich die Latinos unglaublich zuvorkommend und herzlich. Die Mexikaner/-innen setzen dem Ganzen jedoch einen neuen Massstab. Von Anfang an nehmen sie dich auf, interessieren sich für dich und deine Kultur und Heimat und wollen dir sofort möglichst viel von ihrem Mexiko zeigen. Sie kommen mit dem Herz in der Hand auf dich zu und schenken es dir. Sie bieten dir sofortige Hilfe an (und helfen dann auch, nicht wie die Kolumbianer :D) und bieten dir sofort ein Bett in ihrem zu Hause an "falls du einmal irgendwo wohnen musst". Nur zu gerne hätte ich all diese Personen mit in die Schweiz genommen oder sie zumindest nicht so schnell zurückgelassen.  

Wie bereits erwähnt, versuchte ich in den letzten Tagen auch noch möglichst viel Typisches von Mexiko zu essen. Unter anderem die berühmten Tacos al Pastor und Elote. Al Pastor referiert sich auf den Typ Fleisch und Elote ist eigentlich ein Maiskolben, der mit Mayonnaise bestrichen wird worauf dann Käse und Chilipulver gestreut wird. Klingt befremdlich, ist aber wirklich lecker.





Das letzte Wochenende

Bevor ich am Montag 16. März entschied, nach Hause zu reisen, verbrachte ich das Wochenende vom 14./15. März mit einer Kollegin des Kunstturnens und Kollegen von ihr in einem Häuschen 1.5h südlich von Mexiko-Stadt, gleich neben Cuernavaca. Hatte sich in Mexiko-Stadt der Frühling bereits mit sehr warmen Temperaturen angekündigt, so toppte das kleine Dörfchen bei Cuernavaca das Ganze noch um ein paar Grad. Gemütlich am Pool liessen wir den Samstagabend ausklingen. 


Am Sonntag fand ich vor allem das gemeinsame Mittagessen ein Highlight, welches ich nie erlebt hätte, wäre ich nicht mit einer Gruppe Mexikaner unterwegs gewesen. In einem typischen "Restaurant" gleich am Strassenrand, genossen wir Tacos, wie es in Mexiko üblich ist.





Ab in die Schweiz

Am Samstag 21. März hiess es also, Abschied nehmen vom Land meiner Kindheitsträume. Nach zwei Monaten sass ich bereits wieder im Flieger nach Hause. Die Umstände meiner verfrühten Rückreise sind alles andere als lustig. Interessant war die Reise unter der Corona-Krise aber dennoch. Der Flughafen Madrid war leer und die am Boden sitzenden und wartenden Touristen hielten alle mindestens zwei Meter Abstand. Alle Flughafenmitarbeiter trugen Schutzmasken und sprachen so wenig wie möglich mit den Reisenden. Und mein Iberia Flug von Madrid in die Schweiz war vielleicht 1/3 voll. Jedoch nicht, weil so wenig Passagiere ein Ticket gebucht hatten, sondern weil die Mitarbeiter nur jene mit Schweizer Pass oder Wohnsitz in der Schweiz ins Flugzeug liessen. Machtlos musste ich also zuschauen, wie verzweifelte nicht-Schweizer versuchten, irgendwie die Flugmitarbeiter zu überreden - ohne Chance. Einmal mehr war ich froh um meinen Schweizer Pass und schätzte mich glücklich, dass nach der Absage meines ersten Fluges, der Flug vom Samstag (Mexiko-Madrid) und dann auch der Anschlussflug am Sonntag (Madrid-Zürich) problemlos klappten. Auch der Flughafen Zürich war wie ausgestorben und aufgrund der 2-Meter-Abstand-Regel musste man auch auf Begrüssungsumarmungen verzichten. Auch wenn das gemeinsame Kaffee in stehender Runde mit je zwei Meter Abstand zwischen den Personen nicht ganz so gemütlich war, so freute ich mich doch, wieder in der sicheren und sauberen Schweiz zu sein.

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