Samstag, 14. März 2020

Frauenstreik und Mexiko-Anekdoten

Nachdem ich mehrere Wochen nacheinander eher verplante Wochenenden hatte, plante ich vergangene Woche ein eher ruhiges Wochenende. Wobei ruhig auch eher relativ ist.


Mexiko in Aufruhr

Nachdem ich den Samstag mit Konzept schreiben für meine Seminararbeit und Shoppen mit Léonie verbracht habe, versuchte ich am Sonntag vor allem das Zentrum Mexiko-Stadts zu meiden. Denn mit dem internationalen Tag der Frau kündigte sich eine grosse Demonstration an. Mehrere tausend Frauen kamen zusammen, um gegen die steigende Gewalt gegen Frauen zu demonstrieren. 


Das Krasse an dieser Situation ist, dass die Regierung praktisch nichts dagegen macht. Im Gegenteil: der aktuelle mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador meinte, dass der nationale Frauenstreik ein Affront gegen seine Regierung sei. Und die Gewalt gegen Frauen sei ja auch nicht seine Schuld, sondern diejenige seines Vorgängers... Der nationale Frauenstreik war übrigens für den Montag nach dem internationalen Tag der Frau geplant. Die Idee war, dass alle Frauen den ganzen Tag das Haus nicht verlassen, sodass keine einzige Frau auf der Strasse zu sehen ist. Nach dem Motto 'Un día sin nosotras' (dt. 'Einen Tag ohne uns') folgten nun die Mehrheit der Frauen diesem Appell, womit am Montag auf der Strasse auf 20 Männer eine Frau zu sehen war. 


Die Situation für die Frauen in Mexiko berührt mich zutiefst und lässt mich mit einigen Fragen und schockierenden Gefühlen zurück. Ich denke aber, dass die Streiks die Aufmerksamkeit zumindest ein bisschen gefördert haben und dass auch in der Schweiz über die Ereignisse berichtet wurde, freute einige meiner Kolleginnen.


So funktioniert Mexiko

Da ich an dieser Stelle nicht über ein neu besuchtes Ausflugsziel berichten kann, nutze ich die Möglichkeit, um ein paar Kuriositäten und Anekdoten aus meiner Zeit in Mexiko zu präsentieren:
  • Sport ist in Mexiko nicht Gang und Gäbe. Wenn ich jemand frage, was er oder sie nebst der Uni so macht, sagen sie meistens: "Nichts eigentlich. Ich bin zu Hause, mit meiner Familie". Meine Gastmutter sagte mir, dass, falls aufgrund des Coronavirus Schulen und Universitäten geschlossen würden, die Menschen nicht mehr rausgehen würden. Sich bewegen ist also kein Kulturgut, sondern tendenziell ein Muss (also, wenn man zur Arbeit muss).
  • Für Rollstuhlfahrer ist Mexiko eher schwer zugänglich. Die Strassen sind zwar grösstmehrheitlich asphaltiert, befinden sich aber nicht im tadellosen Zustand. Löcher mitten auf der Strasse und dem Trottoir oder auch hervorstehende Platten sind keine Seltenheit. Also auch als Fussgänger auf Füssen muss man aufpassen, nicht plötzlich abzusinken oder zu stolpern. 
  • In den Restaurants oder Kaffes gibt es an einigen Orten mobile Taschenständer. Das heisst, wenn ich mit einer Kollegin ein Kaffee trinken gehe und wir an einem kleinen runden Tisch sitzen mit zwei Stühlen, so kommt es des Öfteren vor, dass man uns einen ca. 1 Meter hohen Kleider- respektive Taschenständer hinstellt. So kann man seine Taschen gemütlich aufhängen und muss sich nicht Sorgen machen, dass diese einem unter den Füssen weggeklaut oder leergeräumt werden.
  • Das U-Bahn fahren in Mexiko-Stadt übertrifft jede Stosszeit in der Schweiz. Wer nicht so gerne in Menschenmengen feststeckt, so wie ich, der muss sich beim Hinabgehen in den Untergrund darauf vorbereiten, sich mit Ellbogen durch den vollen Metrovagon zu buxieren, während dem fahren die Haare der einen Person im Gesicht zu spüren, währenddem man am Rücken den Rucksack der nächsten Person spürt. Das Schauspiel in der Metro selbst, gleicht einem Tetris Spiel. Das Prinzip ist einfach: sobald sich die Türen öffnen, drängt man so schnell wie nur möglich nach draussen, während praktisch gleichzeitig die gleiche Menge an Menschen in den Vagon hineinströmt. (Das "Man lässt die Menschen zuerst hinaus, bevor man hineingeht" befolgen hier nur wenige, unter anderem ich ;-)). Sobald die Türen geschlossen sind, beginnt das grosse Schieben. Wer in der nächsten Station raus muss, der versucht, möglichst nah an die Tür zu gelangen. Diejenigen, die noch ein bisschen auf Pinguine im Winter machen wollen (oder müssen), machen so gut es geht Platz oder begeben sich ins Innere des Vagons. Es gibt hier übrigens extra Vagons nur für Frauen. Der Grund dafür habt ihr ja oben schon gelesen.
  • Rot ist nicht gleich rot. Es gibt hier zwar Lichtsignale, die meistens auch sehr gut befolgt werden aber halt eben nicht ganz alle zu Disziplin verhelfen. Meistens düsen noch 2-3 Autos an der Ampel vorbei, wenn die bereits auf rot geschaltet hat. Und wenn man sieht, dass die an der Kreuzung von links kommenden Autos bereits rot haben, fährt man gerne los, obwohl die Ampel noch rot zeigt. Ich hab auch schon erlebt, dass ein Auto angehupt wurde, weil es nicht fuhr. Der Fahrer des angehupten Autos war meiner Meinung nach aber im Recht - denn es war rot. Hupen ist hier übrigens fast eine nationale Sportart ;-).

Und noch etwas Kulinarik

Das neue Menü von dieser Woche heisst Alambre. Eine Mischung aus Speck, Rindfleisch, Peperoni und Zwiebeln, welches mit Tortillas, Reis oder Sopes gegessen werden kann. Natürlich begleitet von Guacamole und einer Salsa Roja (dt. 'rote Sauce')

Sopes (oben links) sind sozusagen kleine Tortillas.

Nicht ganz neu aber dennoch ein bisschen anders waren die Tacos, die ich am Wochenende verspeiste. 


Eine neue Form von Enchiladas verspeiste ich am Donnerstag: Enchiladas mit Poulet und einer Pasilla-Sauce. Pasilla ist der Typ Chili.


1 Kommentar:

  1. Also wenn ich deine Menus anschaue, dann ist Sport Pflicht, sonst wird man ja kugelrund, denn alles sieht so lecker aus!

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