Donnerstag, 21. Januar 2016

Weitaus mehr als Steaks und Lionel Messi

An was denkt ihr, wenn ihr „Argentinien“ hört? Ich nehme an: Zuerst an Lionel Messi und danach an ein saftiges Steak. Und da liegt ihr auch vollkommen richtig. Der Starfussballer ist nur Kilometer im Norden von Buenos Aires – in Rosario – aufgewachsen und es ist auch kein Zufall, dass Argentinien den Übernamen „Das Land der Steaks“ trägt. In Buenos Aires kann ich aus Erfahrung sagen, dass es schwierig ist, ein Gericht ohne Fleisch zu finden. Parillarestaurants (Grillrestaurants) gibt es an jeder Ecke und auch in einem Mittelklasserestaurant findet man Rindfleisch vom Feinsten für knapp CHF 20.-. Vor lauter Steaks und Rinderfarmen geht jedoch gerne vergessen, dass Argentinien noch mit weitaus anderen Spezialitäten auftrumpfen kann! 

Bife de Cuadril ist eines meiner Lieblinge
 
Als erstes zu einer etwas wenig exotischen Spezialität, die Medialunas. Auf Deutsch übersetzt heisst das Wort so viel wie „Halber Mond“ und ist kurz gesagt nichts anderes als ein „Gipfeli“. Am Morgen durch Buenos Aires gehend, sieht man in jedem Restaurant das Angebot für ein Milchkaffee mit 2 oder 3 Medialunas. Wer jedoch meint, bei den Medialunas ein typisches schweizer Buttergipfeli zu geniessen, liegt komplett falsch. Die Form des Gebäcks sieht zwar genau gleich aus, ist jedoch um einiges kleiner. Der grösste Unterschied macht jedoch der Geschmack. Meiner Meinung nach schmecken die Medialunas sehr süss und wären für mich eher Znüni oder Zvieri, als ein Frühstück. Die Argentinier sind allerdings nicht grosse Frühstücker, womit so ein schnelles Medialuna anscheinend super passt.


Sie sehen gut aus, schmecken aber leider sehr süss
 
Will man am Mittag sich etwas anderes als immer Steak gönnen wären da die „Sandwiches de Miga“. Meine erste Begegnung mit den Dingern klang in etwa so. „Philipp, ist das Abschneiden der Brotränder hier so normal, dass man sogar solche Sandwiches kaufen kann?!“. Ihr merkt, ich war etwas geschockt über das Aussehen der Migas. Es sind Toastscheiben (ohne Rand) aus weissem oder dunklem Brot, die je nach Sandwich unterschiedlich gefüllt sind: Schinken und Käse/Tomaten/Käse sind wohl die bekanntesten. Für mich wirkten die Sandwiches nie wirklich anmachend, dennoch musste ich sie einmal probieren. Schon allein der Landeskultur wegen. Meine Büronachbarin Karina schwärmte ja nur so von den Migas.
 
Salat, Rohschinken, Ei (l.) sowie Schinken, Ei und Peperoni sind nur zwei der vielen Miga Varianten
 
Nebst den Sandwiches de Miga bietet sich auch „Locro“ als „nicht Steak Essen“ an. Aber denkt ja nicht, dass der Eintopf vegetarisch ist. ;-) Wie bereits in meinem Blog über den „Nationalpark Tierra del Fuego“ erwähnt, besteht Locro hauptsächlich aus Mais, Peperoni, Bohnen, Rindfleisch und Wurst. Je nach Koch, können die Zutaten auch leicht variieren. Mir schmeckt Locro super! Ich kann es euch definitiv empfehlen. Der Beweis, dass die Argentinier auch anderes als Fleisch kochen können. :P


Als Abwechslung zum Steak durchaus lohnenswert!
 
Aufgrund der vielen italienischen Einwanderern sieht man in Buenos Aires unglaublich viele Pizzerias. Die „Pizza al Corto“ ist jedoch bei weitem keine Holzofenpizza, wie wir uns dies von den italienischen Restaurants in Europa gewöhnt sind. Der Teig ist um einiges dicker, die Mozzarella Schicht um einiges grösser und somit auch der Geschmack unterschiedlicher. Wir Europäer in Buenos Aires waren uns jedenfalls schnell einig. Die argentinische Pizza ist zwar lecker, ist jedoch keine Pizza.
Das letzte typische warme Argentinien Essen sind die Empanadas. Die mit je nach Region anders gefüllten Teigtaschen können jeden Begeistern. Es gibt sie mit Rindfleisch, Poulet, Mais, Fisch, Gemüse und noch vielem mehr. Also auch für Vegetarier gibt es ein typisches argentinisches Essen. ;-) Ich werde die Möglichkeit, an jeder Strassenecke Empanadas zu kaufen, in der Schweiz definitiv vermissen. Aber zum Glück weiss ich ja, wie man die Köstlichkeit selber zubereitet.
Begeistern Jedermann: Empanadas
 
Kommen wir nun zu einem etwas süsseren Thema, die Desserts. Ich persönlich kann mich für jedes einzelne der unten aufgezählten Dinge begeistern und muss mir stets Mühe geben, nicht ständig Süsses zu essen. Aber die süsse Versuchung von Buenos Aires ist einfach zu genial!
 
Vorneweg stelle ich euch das bekannteste Dessert von Argentinien vor: Dulce de Leche ist eigentlich das Nutella Südamerikas. Die Streichcreme ist etwas flüssiger als die Nussnougatcreme aus Europa und auch um einiges süsser. Viele Argentinier mögen die hellbraune, hauptsächlich aus Karamell bestehende Creme zum Frühstück. Ich persönlich bevorzuge Dulce de Leche jedoch nicht auf dem Brot. Ich mag es lieber zum Dessert. Entweder gelöffelt, zu Keksen oder als Addition zu Glace. Alle Porteños (Einheimische von Buenos Aires), die ich treffe, schwärmen von der Masse im Glas und ich kann es ihnen nicht verdenken. Auch ich bin der Dulce de Leche verfallen. Beim Gespräch mit dem Einheimischen stellte ich erleichtert fest, dass ich bei Weitem nicht die Einzige bin, die die süsse Masse einfach so löffeln kann. Eine Kollegin riet mir sogar, Dulce de Leche über Banane zu giessen. Also ein Bananensplit à la Argentinien. Probiert ihr einmal Dulce de Leche sage ich euch nur eines: Achtung Suchtgefahr ;-)

Hier im Glas, findet man Dulce de Leche in allen Formen

Ein weiterer Einfluss der italienischen Einwanderer sieht man in den Eiscremes. Die Helados (Glaces) sind in Buenos Aires Kult. Die vielen Kaffees bieten Allerlei Glaces an und vermögen definitiv jeden Besucher zu befriedigen. Geht man in eine richtige Gelateria kann man aus einer Meterlangen Wand aus Eiscremes auswählen. Verschiedene Fruchtsorten, Dulce de Leche original, Dulce de Leche mit Schokolade, Dulce de Leche mit Kokosnuss, Schokoladeneis und sogar Schokoladeneis aus Schweizer Schokolade. Einfach genial!
Etwas vom Besten: heisses Wetter, kaltes Eis
 
Klar, bei den vielen Eissorten könnte man sich wohl täglich ein Eis gönnen, ohne dass einem langweilig wird. Ich würde euch dennoch empfehlen, auch mal die Süssigkeit zu wechseln, wenn ihr schon einmal die weite Reise bis nach Buenos Aires auf euch genommen habt. Ein weiterer Herzerfreuer wäre da nämlich der Alfajor (Alfachor ausgesprochen). Die süssen Sandwiches findet man an jeder Strassenecke und in jeglichen Variationen. Das Grundprinzip ist einfach: Oben und unten Teig und in der Mitte eine dickflüssige Masse. Meist mit Dulce de Leche gefüllt, gibt es auch fruchtige Varianten. Teigmässig gibt es vor allem zwei Varianten. Entweder eine Art Kuchenteig oder ein Maizena Teig. Mein persönlicher Favorit dabei sind Maizena Alfajores gefüllt mit Dulce de Leche. Der Vorteil an den Maizena Alfajores ist: Sie haben keinen Überzug und wirken durch den Maizena Teig weniger süss. Alle anderen Alfajores sind je nach Sorte mit einer anderen Masse überzogen. Hauptsächlich Schokolade oder Zucker. Auch wenn die Maizena Alfajores meine absoluten Lieblinge sind, kann man mich für alle Alfajores begeistern. Diese Dinger haben mich bereits in meiner zweiten Buenos Aires Woche in ihren Bann gezogen! Einfach gefährlich himmlisch! :P
 
Links Alfajores mit Maizenateig, rechts die klassische Variante
Und als wär das nicht schon genug Süsses gewesen komme ich nun zu der wohl am wenigsten bekannten Süssigkeit. Mantecol. Dies ist ein kompletter Powerriegel. Was genau es ist, kann ich euch nicht beschreiben aber ich glaube es ist irgendwie etwas aus Butter und Erdnuss. Genaueres kann ich euch leider nicht sagen. Aber ich meine, probiert es einfach und bildet euch selber eine Meinung über diesen unbekannten süssen Riegel.


Undefinierbar lecker: Mantecol

Wie ihr seht, kann Argentinien und speziell Buenos Aires noch mit viel mehr begeistern als nur mit Steaks. Klar, der geschmackliche Unterschied des Rindfleisches zu Europa haut euch definitiv vom Sockel, könnt ihr es einmal probieren aber verschliesst bei einem Argentinien Besuch nicht die Augen vor weiteren Spezialitäten. Klar, wenn ihr mich fragt müsst ihr die Pizza nicht unbedingt kosten, aber für alle anderen Spezialitäten solltet ihr euch definitiv Zeit nehmen. Man erlebt ein Land schliesslich nicht nur, indem man die Landschaft anschaut, sondern auch, indem man die Kultur erlebt. Und man sagt ja auch nicht umsonst: „Liebe geht durch den Magen“! ;-)

4 Kommentare:

  1. Glaces haben es mir angetan - und die meterlangen Eisdielen wären für mich ein tägliches Muss!!

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    1. Es ist wirklich genial. Auch die verschiedenen Kombis, die man erhalten kann. Übrigens, die "Chocolate Suiza" Glace ist auch sehr lecker. Und ich bin sonst nicht der Schokoladeneis Typ ;-)

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  2. Die Gläser mit den Dulce de Lece gefallen mir sehr gut, doch deren Inhalt schmeckt mir nicht wirklich. Da könnte ich mich doch bestimmt mit den Empanadas anfreunden. Du siehst das genau richtig, um ein Land richtig kennen zu lernen gehören viele verschiedene Aspekte dazu.

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    1. Ich glaube, es kommt draufan in welcher Form man Dulce de Leche isst. Ich denke, das Eis magst du definitiv. Denn es schmeckt ähnlich wie Caramell und das ist, soweit ich weiss, eines deiner Lieblingsglaces. ;-)
      Ich denke, ich werde dich sicher auf irgendeine Weise für diese Art Kultur begeistern können. :P

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