Sonntag, 26. Januar 2020

Kleiner Kulturschock und ein rettendes Kaffee

Die ersten Tage in Mexiko-Stadt hatten es durchaus in sich. Nach 15 Stunden Reise kam ich am Mittwoch Abend (22.01) um 19 Uhr Ortszeit am internationalen Flughafen in Mexiko an.

Meine Gastmutter - Bettina - holte mich am Flughafen ab. Bettina ist Schweizerin und arbeitet hier in Mexiko-Stadt in einer schweizer Schule. Ihr Mann José ist Mexikaner. Die beiden haben zwei Kinder (12 und 15 Jahre) und noch zwei weitere Untermieter (Kathrin, ebenfalls Lehrerin in der schweizer Schule & Mauricio, Mexikaner, der in der Film- und/oder Fotobranche arbeitet). Um im mein Zimmer zu gelangen, muss ich durch den kleinen Garten laufen. Hoffen wir also, dass es nicht allzu oft regnen wird.


Universidad Autónoma de México (UNAM)


Gleich am Tag nach meiner Ankunft fand der Infotag der Universität statt. Der Weg dorthin mit U-Bahn und Unibus war bereits ein Ereignis und ich durfte erste Mexiko-City-Luft schnuppern. Nach dreistündiger, mehr oder weniger nützlicher Informationsflut lernte ich meinen Götti kennen. Raúl studiert Chemie und ist sozusagen meine Anlaufstelle bei Unsicherheiten und Fragen. Noch am Donnerstag führte er mich ein wenig durch das (gigantische) Unigelände, bevor ich total müde nach Hause zurückkehrte. Am Freitag trafen Raúl und ich uns mit einer weiteren Austauschstudentin (Daniela aus Kolumbien) und ihrem Götti (Uriel) auf dem Unigelände, um alles noch ein wenig genauer anzusehen. 

v.l.n.r: Unbekannter Mann :P, Daniela, Ich, Uriel, Raúl 

An dieser Stelle kamen wir auch an meiner Fakultät vorbei, welche im Moment geschlossen ist... Eigentlich würden am Montag 27.01 die Vorlesungen beginnen. Aber, weil ausgerechnet meine Fakultät sich gerade in einem Streik befindet, verschiebt sich der Start meines Semester um 2-3 Wochen. Das heisst, bis auf Weiteres muss ich warten und hoffen, dass der Streik endet. 

Meine Fakultät (Filosofía y Letras - Philosophie und Sprache) grenzt gleich an die Zentralbibliothek, welche Teil des UNESCO Weltkulturerbes ist. Das Kunstwerk besteht aus vielen kleinen Steinen, welche eigens dafür aus verschiedenen Teilen Mexikos nach Mexiko-Stadt transportiert wurden. Die Steine sind in Originalfarbe und nicht angemalt. Das garantiert, dass das Kunstwerk nicht verblasst und restauriert werden muss. 





Ein weiterer sehr interessanter Fakt, den ich von meinem Götti Raúl gelernt habe ist, dass Teile des mexikanischen Geldes den Kalender der Azteken repräsentiert. Die Münzen 1, 2, 5 und 10 Pesos repräsentieren je einen Kreis des gesamten Aztekenkalenders. Leider kann man es auf meinem Foto unten nicht allzu gut sehen, wie dies Live der Fall ist. Bei weiterem Interesse könnt ihr euch gerne bei mir melden ;). 



Aller Anfang ist schwer


Auch wenn ich immer davon träumte, nach Mexiko zu gehen und auch die Vorfreude sehr gross war, so muss ich sagen, dass ich nach den ersten Tagen in Mexiko etwas resigniert bin. Ich bin nicht wirklich gut darin, keinen Plan zu haben und nicht zu wissen, wann genau denn die Universität beginnt, hat mich etwas aus der Fassung gebracht. Desweiteren werden wir unseren Studentenausweis erst in etwa einem Monat bekommen. Obwohl ich bei meiner Anmeldung im November ein Foto und eine Bestätigung der Krankenkasse einsenden musste, muss ich Anfangs Februar ein nochmals ein Foto machen lassen (welches sie für den Studentenausweis brauchen werden) und dann noch einen medizinischen Test machen, um Zugang zum Unisport zu haben. Bis dahin bleibt mir dieses Angebot verwehrt. Die Bürokratie Mexikos Überzeugt mich bisher also nicht wirklich und alles erscheint mir beinahe gesucht kompliziert. Der Fakt, dass meine Fakultät geschlossen ist, ist Pech. Aber die anderen Studenten haben alle bereits einen Infotag ihrer Fakultät gehabt und besitzen bereits einen Stundenplan - bei mir steht alles still.  Das Ungewisse, Unorganisierte hat mich in meinen ersten Tagen hier etwas auf den Boden der Realität zurückgeholt und so war es kein Wunder, dass mich nach bereits zwei Tagen das Heimweh überkam. Heimweh nach der Schweiz, der Organisation der Universität Basel und all dem, was ich zurückgelassen habe.

El Café C - Mein Rückzugsort?


Nach erster Resignation und einem langen Anruf in die Schweiz, fasste ich am Samstagnachmittag neuen Mut, um die Stadt zu erkunden. Etwa 20 Gehminuten von meinem zu Hause entfernt, fand ich ein echt gemütliches Kaffee, wo ich mich in Zukunft wohl öfters zurückziehen werde. Es war perfekt, um mein Heimweh etwas zu vergessen, Ruhe zu finden und das Geräusch des Verkehrs etwas zu überhören. Mit einem guten Buch, einem Cappuccino und einem mexikanischen Dessert konnte ich etwas Energie tanken und fand die Lust, mich beim Einkaufen auf mexikanische Art inspirieren zu lassen.



Maiskuchen übergossen mit einer Karamellsauce.

Ein netter Angestellter des Supermarkts gab mir einen Tipp für eine Sauce mit Chili, Koriander und Zwiebeln, welche ich demnächst ausprobieren werde. Ob die Chili, die er mir empfohlen hat, tatsächlich "überhaupt nicht scharf" sein wird, wird sich rausstellen. :P 




Was für eine Auswahl an Bohnen.

Chilisause ist in Mexiko sehr wichtig. 

Und auch wichtig, Chilis unverarbeitet.

Ein Auf und Ab


Die ersten Tage in Mexiko waren turbulent und auch interessant. Die Strassen sind genau so, wie ich es erwartet hatte. Laut, dreckig aber irgendwie amüsant. Genauso, wie ich es von meiner Südamerikareise kenne. Am Morgen stehen Menschen an Strassenständen Schlange, um ihr Desayuno (Frühstück) einzunehmen. In der Metro gibt es Wagen, in denen nur Frauen zugelassen sind. Im Supermarkt gibt es Angestellte, die nur dafür da sind, die Dinge einzupacken, die Kunden gerade kaufen und beim Spazieren auf dem Trottoir muss man aufpassen, nicht plötzlich in ein grosses Loch im Boden zu trampen. Ich kann gerade nicht sagen, wie ich mich fühle aber ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen einen Rhythmus finden werde, um meine unfreiwillig vorlesungsfreie Zeit zu strukturieren. Ich weiss, dass die ersten Wochen in einem total anderen Land die schwierigsten sind und versuche, mich Stück für Stück an mein neues Leben zu gewöhnen.

Nicht alle Strassen sehen so schmuck aus.

Die meisten sehen so aus. 

Was mir in der Schweiz gefehlt hat. Exotische Früchte (das Topping kannte ich noch nicht).

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