Freitag, 31. Januar 2020

Der Geruch Mexikos

Seit einer Woche bin ich nun in Mexiko-Stadt und ich muss sagen, dass ich in diesen sieben Tagen bereits alle Gefühlsebenen durchgemacht habe. Der Streik an der Uni hat sich noch nicht aufgelöst. Und doch bin ich positiv, dass ich bald zu studieren beginnen darf.

Glücklicherweise befindet sich ausserhalb von Mexiko-Stadt noch eine weitere Fakultät für Philosophie und Sprache. Die FES (Facultad de Estudios Superiores) Acatlán ist ein Ableger der UNAM und ist für mich in 1-1.5 Stunden mit dem ÖV erreichbar. Dies liegt nicht gerade auf dem Weg, jedoch bin ich froh, wenn ich sicher bin, dass ich noch Vorlesungen besuchen kann. Der Streik meiner Fakultät hier in Mexiko-Stadt hat sich kein bisschen in eine Richtung bewegt, wo gesagt werden kann, dass bald Schluss sein wird damit. Im Gegenteil. Die etwa 150 Streikenden fordern mehr Rechte für Frauen, gleiche Löhne für gleiche Arbeit, mehr Schutz für Frauen und auch bessere medizinische Versorgung (es gibt noch mehr Gründe aber Genaueres weiss ich nicht). Erst heute hab ich erfahren, dass scheinbar ein Student einer Vorbereitungsschule (sozusagen das Gymnasium; die gehören hier teilweise ebenfalls zur UNAM) aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung gestorben ist (keine genaueren Infos und Umstände vorhanden). Dies bedeutet, dass der Streik wohl eher noch beflügelt wurde und nun wahrscheinlich auch die politische Fakultät in einen Streik treten wird. Besser also nehme ich 1-1.5 Stunden Weg auf mich, als dass ich mich in Unsicherheit über eine baldige Lösung wägen muss.

Kulinarik 1.0


Meine erste Mexikowoche hatte es rein essenstechnisch gesehen in sich. Mein Unigötti Raúl hat mich bereits mit einigen Süssigkeiten bekannt gemacht, welche mir jedoch alle nicht geschmeckt haben. Was die Hauptgerichte angeht, so kann ich mich schon sehr mit der mexikanischen Küche anfreunden. Nebst der unglaublichen Quantität von exotischen Früchten (Guayaba, Mamey, Guanabana, Papaya, Chicozapote, etc.) konnte ich einige typische Gerichte versuchen: Enchiladas Suizas, Quesadillas de tinga, Cochinita, Pocadillo con tostada, Tamal und Mole. Klingt alles vermutlich unglaublich lecker aber wirklich wissen, was das alles ist, werdet ihr wohl kaum. Bevor ich euch die Gerichte genauer erkläre, einen kurzen Crash-Kurs darüber, was die in der Schweiz gängigen Gerichte Fajitas, Burritos und Quesadillas eigentlich hier bedeuten:

  • Fajitas: dabei meint man eigentlich die Art und Weise, wie das Fleisch geschnitten ist. Bestellt man in Mexiko Fajitas, erhält man also auf eine spezielle Art und Weise geschnittenes Fleisch, welches man dann in einen Tortilla füllt, oder auch mit einer Reis-Bohnen-Beilage verspeist.
  • Quesadillas: In der Schweiz versteht man unter Quesadillas eigentlich jede Art von Tortilla, der mit mit Käse überbachen ist. In Mexiko jedoch, meint man mit Qusadillas jegliche Art von Essen, bei der ein Tortilla mit darin eingerolltem Inhalt daher kommt. Ob überbacken oder nicht (siehe Bild unten). Der Tortilla ist ein Maistortilla.
  • Enchilada: im Vergleich zum Quesadilla kommt beim Enchilada der Tortilla immer mit etwas durchweicht auf den Teller (z.B. Käse, Chilisauce, Mole)
  • Burritos kennt man in Mexiko nicht. "Esto viene de los Estados Unidos" (Das kommt aus der USA), sagte mir ein Kollege.
von oben links im Uhrzeigersinn: Sope, Quesadilla de tinga, Taco dorado, Cochinita.

Also, zuerst einmal konnte ich die Enchiladas Suizas versuchen. Wie auch schon in Argentinien, wird hier all das mit dem Beinamen "Suizo/a" (also, nach schweizer Art) betitelt, was mit viel Käse oder viel Schokolade daherkommt. Die Enchiladas Suizas waren eigentlich Tortillas mit darin eingerolltem Käse, finito. Sie waren gut aber haben mich noch nicht wirklich überzeugt. Ich finde sicher noch eien Ort, wo es bessere Enchiladas gibt. 

Der Quesadilla de tinga hat mir sehr gut geschmeckt. Es war ein Tortilla, gefüllt mit Pouletfleisch (nach tinga-Art) und Käse aus Oaxaca, einem Ort im Süden Mexikos. Wirklich sehr lecker.

Cochinita sieht auf den ersten Blick aus wie ein riesiges Sandwich. Und genau das ist es eigentlich auch. Paninibrot, gefüllt mit Fleisch, Zwiebeln und einer speziellen Sauce. Das Ganze wird begleitet von, wie könnte es anders sein, Reis und Bohnen. Gutes, wenn auch grosses Mittagessen. Ich würde das nächste Mal aber den Quesadilla dem Cochinita vorziehen. 

Feria de Tamales


Um Tamales (Mz.) zu kosten, machte ich mich auf den Weg in den Süden von Mexiko-Stadt, nach Coyacan. In einem wirklich sehr süssen Quartier fand ein Tamal-Markt statt. Es gab verschiedene Stände wo Tamales aus den unterschiedlichsten Regionen Mexikos, sowie auch aus Peru und Kolumbien serviert wurden. Das Prinzip: man geht vom einen Stand zum anderen und versucht je ein kleines bisschen. Am Schluss kauft man sich dort einen Tamal, wo er einem am besten geschmeckt hat. Der Tamal ist ein Gericht, welches bereits von Mayas und Azteken zubereitet wurde. Es handelt sich dabei um einen Teig, den man mit Fleisch, Käse, Chili oder anderen Zutaten füllt (je nach Region). Den Teig wickelt man dann in Bananen- oder Maisblätter ein und steckt das Ganze in den Ofen oder auch in einer Bratpfanne. Ob Bananen- oder Maisblatt ist auch regionenabhängig. 



Ein Tamal, links mit Käse.

Der Markt der Tamales hat mir sehr gut gefallen und der anschliessende Rundgang durch die Gemeinde Coyacán war sehr gemütlich. In Coyacán stehen viele Häuser, welche noch über den typischen mexikanischen Stil verfügen.




Köchin Mirjam?


Die letzten beiden Gerichte auf der obig genannten Liste, Pocadillo und Mole, habe ich durch die Haushälterin in meiner Unterkunft kennengelernt. Pocadillo ist eigentlich ein Eintopf aus Fleisch (Truthahn, Rindfleisch, etc.), Karotten, Zwiebeln und Zucchetti. Die Art und Weise, wie man Pocadillo isst, ist Personenabhängig. Man kann beispielsweise Paprikas oder auch Zucchettis damit füllen, das Ganze mit Parmesan bestreuen und im Ofen noch etwas vor sich hinbacken lassen. Oder, man isst es als Vorspeise. Das heisst, man nimmt einen Kräcker (am besten getoastete Tortillas) und isst dann mit diesem Pocadillo. Absolut lecker schmecker!!



Das Mole-Gericht ist das erste mexikanische Gericht, welches ich selber zubereitet habe (*stolz*). Mole ist eigentlich ein Name für verschiedene Saucen der mexikanischen Küche. Das Wort bedeutet so viel wie Sauce, Mischmasch oder Mixtur und besteht aus verschiedenen Gewürzen, Kakao und wahrscheinlich noch weiteren Dingen. Um dem Mole den richtigen Geschmack zu geben, bereitet man einen Poulet-Eintopf mit verschiedenem Gemüse vor. Ist dieser fertig, köchelt man ein wenig Mole und gibt etwas  Eintopf (ohne Inhalt, nur das Flüssige) hinzu. Den Gemüse-Eintopf isst man dann als Vorspeise. Das Mole isst man mit Reis oder Tortillas und Poulet. Auch dank der Hilfe von Lupita der Haushälterin ist mir das Gericht sehr gut gelungen. Ich bin sicher, ich werde das wiedereinmal kochen. 




Zwischenfazit


Nach einer ersten Krise habe ich unterdessen etwas beruhigt und bin nun daran, mich in Mexiko-Stadt einzuleben. Es geht mir einiges besser und ich glaube, dass ich mich hier bald sehr wohl fühlen werde. Natürlich vermisse ich die Schweiz und all jene, die ich zu Hause gelassen habe. Und das Gefühl, schon ewigs weg zu sein obwohl erst eine Woche durch ist, hilft nicht, die Sehnsucht zu dämmen. Aber wie bereits im letzten Blog gesagt. Aller Anfang ist schwer und sobald die Uni beginnt, werde ich sicher auch genug zu Tun haben.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen