Freitag, 14. Februar 2020

Lindo Taxco

Die vergangene Woche war wieder geprägt von organisatorischem Herumgerenne, Fragezeichen und nochmals ersten Unitagen. Die letzten lernfreien Tage nutzte ich, um ein erstes Mal die Stadt zu verlassen. Eine dreistündige Busfahrt führte mich nach Taxco.

Taxco de Alcarón liegt in der Mitte des Weges von Mexiko-Stadt nach Acapulco und ist aufgrund seiner Lage in den Bergen der Sierra Madre del Sur vollumfänglich in den Hand hineingebaut. Die Strasse dorthin führt mehrheitlich durch weite Wiesen, Wälder und Berge. Die drei Stunden Weg verbrachte ich mehrheitlich damit, aus dem Fenster zu schauen. Die Landschaft ist so eindrücklich und vor allem auch die Häuser, an denen wir teilweise vorbeigekommen sind, zeigen einem auf, dass in Mexiko noch sehr grosse Armut herrscht. Viele Häuser sind klein, nur halbfertig und/oder mit Wellblech ergänzt. Fliessend Wasser oder Strom scheint es in diesen Häusern nicht zu geben. Der Kontrast in diesem Land ist somit nicht nur landschaftlich, sondern auch sozial extrem beeindruckend.


Was die Landschaft anbelangt, so hat mich der Weg nach Taxco fasziniert. Und das Einfahren in Taxco rundete das Ganze noch ab. Mit unserem Car schlängelten wir uns durch die sehr engen Strassen und es fehlten teilweise nur Millimeter und wir hätten einen Verkaufsstand gestreift. Taxco müsst ihr wissen, ist berühmt für sein Silber. Die Stadt hat eine eigene Miene, verkauft aber heute vor allem Silber aus der Gegend von Guanajuato. Somit finden sich an allen Ecken kleine Verkaufstische übersät mit Ohrringen, Ketten, Anhängern und so weiter. In Taxco angekommen, schlenderte ich durch die Strassen zu meinem Hostel. Und bereits nach 10 Minuten Spaziergang hat mich diese Stadt gepackt. Taxco stellt für mich ein Mexiko dar, wie ich es mir in meinem Kopf vorgestellt hatte. Enge Strassen und Gassen mit Pflastersteinen, weisse Häuser mit farbiger Bemalung. Menschen mit indigenen Wurzeln, traditionellen Kleidern - von den Strassenhändlern sprachen viele Nahuatl, eine der vielen indigenen Sprachen Mexikos. Man konnte zwar keine 20 Meter gehen ohne dass man von einem Verkäufer angesprochen wurde ("Hier, komm rein, kauf Silber" etc.) aber dies tat meinem Enthusiasmus keinen Abbruch.

Sopes, Enchiladas verdes, Enchiladas de Mole, Nachos, Guacamole und Bohnen.
Nach einem typischen Mittagessen in einem kleinen Restaurant (siehe Bild oben) welches mir eine bekannte empfohlen hatte, setzte ich meinen Rundgang durch Taxco fort und konnte am Abend zufrieden und müde von der Erkundigungstour in mein Hostelbett fallen.





Der nächste Tag begann mit einem Frühstück über den Dächern Taxcos. Da ich schonmal in Taxco war und mein Frühstück in einem Restaurant bestellen musste, entschied ich mich für eine typische Platte Taxcos. Auch wenn ich das Gericht aus Sope (eine Art Tortilla), Bohnenpüree, Avocado, Chicharrón (Fleisch) und Salsa verde (Sauce mit grünen Tomaten, Wasser, Chili und Zwiebeln) eher als Mittagessen und/oder Abendessen betrachtete, so schmeckte es mir doch vorzüglich!!!




Den Rest des Sonntags verbrachte ich damit, durch die Schmuckläden zu bummeln, das Ambiente von Taxco aufzusaugen und das Städchen nach einem Sombrero abzusuchen. In einem abgelegenen Markt den mir eine Verkäuferin empfohlen hatte, stiess ich dann tatsächlich auf einen handgemachten Sombrero, wie sie ihn am 15. September (Tag der Unabhängigkeit) tragen. Jupii!!!


Bürokratie einmal anders

Nachdem ich in Taxco zwei Tage der Entspannung erleben durfte, ging die neue Woche rasant los. Am Dienstag hatte ich zum zweiten Mal den ersten Unitag. Die UNAM organisierte für uns Auslandstudenten ein Extraprogramm. Drei Vorlesungen nur für uns Auslandstudenten. Dies, bis der Streik ein Ende nimmt (wonach es nicht aussieht). Gleichzeitig arbeite ich daran, den Zugang zum Unisport (Kunstturnen) zu erhalten. Und Leute das ist mühsam. Hier ein Vergleich, wie es an der Universität in Basel läuft, und wie es in Mexiko zu und her geht.

Basel
  1. Man meldet sich für ein Studium an und füllt das Online-Anmeldeformular aus
  2. Man bezahlt die Semestergebühren (E-Banking)
  3. Man erhält den Studentenausweis per Post
  4. Man kann in den Unisport gehen - Fertig
Mexiko
  1. Zwei Wochen nach Studienbeginn erhält man eine E-Mail, wo man sich für einen Termin anmelden muss, bei dem man den Studentenausweis erhält.
  2. Man geht zu diesem Termin und wird, dort angekommen, zuerst 200m weiter geschickt. Ich meinerseits bin dort angekommen, musste mich in eine Liste eintragen, dann 30 Minuten anstehen und dann 30 Pesos (ca. CHF 1.50) bezahlen.
  3. Mit der Quitung kehrte ich zurück zum ersten Ort, wo ich die Kopie meines Passes und den Pass im Original vorzeigen musste. Danach wurde ich zu einem Fototermin geschickt, musste meinen Fingerabdruck scannen und erhielt dann den Studentenausweis.
  4. Für den Unisport brauche ich ein medizinisches Zertifikat. Dieses wollte ich an der Uni machen, jedoch hätte ich erst einen Termin für Mitte März bekommen. Also entschied ich mich, das Zertifikat in einem Spital machen zu lassen. Das Spital öffnet um 7:00 und da es immer lange Schlangen gibt musste ich um 6:30 dort sein. Dann wartete ich bis 7:30 und dann wurde ein Schalter geöffnet. An diesem teilte ich mein Begehren mit, erhielt ein Post-It Zettelchen mit ein paar Zahlen drauf und wurde damit in den ersten Stock geschickt. Da der Arzt noch nicht da war, musste ich auf diesen warten um 8:15 trudelte dieser ein. Zuerst überprüften zwei Krankenschwestern meinen Puls, mein Gewicht und meine Grösse (eine mass, die andere notierte die Daten). Dann musste ich nochmals 20 Minuten warten und durfte dann zum Arzt. Dieser fragte mich 1-2 Dinge, hörte mein Herz ab und unterschrieb das Zertifikat. Damit musste ich zurück zum Schalter und erhielt einen Stempel. Das Ganze dauerte 2.5 Stunden.... immerhin war es gratis.
  5. Als nächstes musste ich im Internet in das System des Unisports einloggen. Für das Konto brauchte es persönliche Angaben (bspw. Blutgruppe) sowie ein Foto. Einmal registriert und akzeptiert erhielt ich Zugriff auf mein persönliches Konto. Dort musste ich ein PDF runterladen und dieses ausdrucken.
  6. Sowohl medizinisches Zertifikat als auch das PDF muss ich nun auf dem Unigelände bei irgendeinem Schalter abgeben. Wo hab ich noch nicht rausgefunden. Die beiden Dokumente muss ich zudem einscannen und auf mein Konto des Unisports hochladen.
  7. Ist das gemacht, kann ich mich in einen der vielen Unisporte einschreiben. Dies kann ich jedoch nur die ersten fünf Tage des Monats. Will ich mehrere Sportarten besuchen, wird das eben beschriebene Vorgehen für jede Sportart wiederholt...
Wie ihr an der verwendeten Zeitform vielleicht merkt, habe ich Schritt 6 und 7 noch nicht vollzogen. Mein UNAMigo Raúl und ich versuchen, die Kunstturntrainerin davon zu überzeugen, dass ich mit dem Sport beginnen darf, obwohl wir erst Mitte Februar haben. Dies mit den Argumenten, dass ich Auslandsstudentin bin und die Uni uns schlecht informiert hat, dass ich ja bereits Wettkämpfe gemacht habe (bei der Sekretärin hat dieses Argument zumindest geklappt) und dass ich aufgrund des Streiks die ersten paar Wochen umherrennen musste, um irgendwelche Seminare zu belegen. Ich bin gespannt wie das ausgeht und ich muss sagen, ich bin froh, dass ich an der Uni Basel studiere. Denn hier an der UNAM scheint es, als wollten sie gar nicht, dass wir Sport treiben.

4 Kommentare:

  1. Der weisse Käfer gefällt mir, welcher mehrmals auf den Fotos zu sehen ist ☺️! Hat es viele Oldtimer auf den Strassen oder in den Hinterhöfen?
    Bei deinem Beschrieb der mexikanischen Bürokratie kommt mir das Lied von Reinhard Mey in den Sinn: „Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars“ ...

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    1. Ja die weissen Käfer haben mir super gefallen! Geben dem Städtchen ein ganz anderes Ambiente. Das waren übrigens die Taxis - und somit kam um jede Ecke ständig ein Taxi gefahren :-). Ansonsten gab es nicht viele Oldtimer. Eher alte Kleinbusse ;)

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  2. Alle deine bisher besuchten Städte sehen sehr schön aus. Und offensichtlich scheint in diesem Land immer die Sonne? Gibt es in Mexiko auch eine Regenzeit? Oder hat das schöne Wetter mit Glück resp. Planung zu tun?

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    1. Es gibt durchaus auch eine Regenzeit. Normalerweise regnet es zwischen Oktober/November und May nie, im Juni beginnt die Regenzeit. Im "Winter" (für Schweizer ist das hier eher Sommer als Winter) ist es hier somit sehr trocken und teilweise geht der Stadt das Wasser aus. Man muss also schon auch damit rechnen, ein paar Stunden ohne fliessend Wasser zu verbringen.

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