Dienstag, 22. März 2016

Der etwas andere Wettkampf

Das vergangene Wochenende war einerseits gemütlich und andererseits sportlich. Es war schön, spannend, spektakulär, langweilig und traurig. Es war mein letztes Wochenende in Buenos Aires:

Pole Dance Competition

Auf dieses Spektakel war ich besonders gespannt. Denn noch nie hatte ich einen Pole Dance Wettkampf miterlebt und ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, in welchem Rahmen dieser ablaufen soll. In der Schweiz ist die Sportart des Pole Dance ja immernoch eher negativ behaftet, auch wenn das Turnen am Pole alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Wenn ich bedenke, wie oft ich mit tiefblauen Blutergüssen an den Beinen nach Hause gegangen bin. In Südamerika ist dieser Sport stark im Kommen. Allein in Buenos Aires gibt es x Tanzschulen, die Pole Dance anbieten und auch Männer beginnen, diesen Sport zu entdecken.
Mit voller Vorfreude machte ich mich am Samstagmorgen also auf den Weg zum Theater in der Corrientes Strasse. Ja, der Wettkampf fand in einem Theater statt. Rote Sessel und eine Bühne mit zwei Stangen. Ich war selber etwas überrascht aufgrund dieses Szenarios aber ich wurde mir schnell des Vorteils der Sitze bewusst. Wenn ich bedenke wie anstrengend es manchmal gewesen war, einen ganzen Tag lang zu stehen und die Geräteturner auch dann noch zu unterstützen, wenn meine Beine oder mein Rücken eigentlich schon lange nach einem Bett schrien. ;-)

Das nenn ich mal einen Wettkampfsort.

Speziell aber war, dass der Wettkampf wie eine Show aufgezogen wurde. Eine Frau im Abendkleid, sollte uns durch das Spektakel begleiten und erläuterte die Regeln: Gesammthaft gab es drei Kategorien (Amateur, Elite, Professionel), die in jeweils drei Unterkategorien (Pole Comedy, Pole Drama, Pole Classic) unterteilt waren. Dabei gab es keine Altersunterteilungen.
Der erste Teil des Wettkampfes - die Amateure - fand ich so katastrophal, dass ich mich nach diesen 1 1/2 Stunden gerne aus dem Staub gemacht hätte. Vor allem die Bereiche Pole Comedy und Pole Classic waren einfach nur peinlich. Es gab zwar Vorgaben, wie man sein Programm gestalten musste aber die erschienen mir fehlerhaft. Einige, beschäftigten sich mehr mit dem "Rundherum" als damit, Figuren an der Stange zu zeigen. Im Pole Classic wurde das "wahre Disco Pole Dance", wie man es von seinen Anfängen kennt, ausgepackt. Das bedeuted: Je knapper die Höschen desto besser, de höher die Plateau Highheels, desto sexier und je mehr Hüftschwung desto primitiver. Naja, mein Ding wäre es nicht aber anscheinend gibt es mehr Liebhaber des "ursprünglichen Pole" als ich dachte.


Man beachte die übergrossen Highheels!
Diese Tänzerin führte eine Show zum Thema "Burlesque Tanz" vor.

Die 3 einzigen Männer waren meines Erachtens die Besten!
Die Amateure des Bereiches Drama waren da schon etwas besser. Diese mussten eine kohärente Geschichte mit einem Ende erzählen und eine Frau in meinem Alter schaffte es sogar, dass ich Staunen musste.
Glücklicherweise zwang ich mich, die Artisten der Kategorie "Elite" abzuwarten denn dort konnte ich wirklich einiges spektakuläres sehen. Eine Frau setzte sich in der Kategorie Comedy wahnsinnig ins Zeug und ich musste wirklich lachen. Am besten gefallen hat mir ein Mann um die 30, dem man ansah, dass er einmal Ballet praktiziert hatte. Bei seiner Vorführung blieb mir der Mund offen stehen und auch der Rest des Saales war begeistert! 



Diese Position nennt sich "Split"
Die Tanzeinlagen dieses Akteurs waren sehr eindrücklich!

Völlig "chillig" "hängt" dieser Man an der Stange herum. ;-)

Nach den ersten zwei Blöcken, entschied ich mich, zu gehen. Der Pole Dance Wettkampf hat mich dann doch nicht so aus den Socken gehauen. Eher im Gegenteil. Ich fand, dass bei diesem Wettkampf der Sport an sich schlecht gemacht wurde. Denn wenn man sich einmal selber an der Stange versucht hat - so richtig mit Figuren, nicht mit Tanz ;-) - dann merkt man, wie herausfordernd der Sport sein kann.

Abschied Nummer 1

Was leider auch immer dazugehört, wenn man einen Ort (womöglich für immer) verlässt ist, der Abschied von lieb gewonnen Personen. So traff ich mich am Samstag Abend mit meinen 3 liebsten Argentiniern, um das letzte Abendmahl (haha) einzunehmen. Denise, Dante, Cintia und ich traffen uns um 20:00 in einer eher touristischen aber laut Cintia vorzüglichen Parilla im Stadtteil Palermo. Ich selber bestellte mir ein "Colita de Cuadril" und war beeeegeistert! Es war absolut genial und laut Rückmeldungen der anderen drei waren auch deren Fleischstücke exquisit!
Das Fleisch, wenn auch ein absolutes Highlight, war jedoch an diesem Abend nur die Zugabe. Denn wichtig war, dass ich nochmals eine super Zeit mit diesen drei so netten Menschen verbringen durfte. Wir unterhielten uns gemütlich über Gott und die Welt und am Schluss des Abends verewigte sich jeder der dreien auf meiner Argentinien Flagge, die ich als Andenken an meine Zeit in Buenos Aires mit nach Hause nehmen werde. 

Es war schon komisch, sich zu verabschieden. Denn ich weiss nicht, ob ich die jeweiligen Personen jemals wiedersehen werde. Klar, wir sind noch jung und wir können noch so viel reisen aber dennoch - ein solcher Abschied auf unbestimmte Zeit löst spezielle Gefühle aus.


3x Argentinien, 1x Schweiz: Cintia, Dante, ich, Denise (v.l.n.r.)

Rindfleisch "Colita de Cuadril"

Emotion um Emotion

Wie ihr seht, ist es also durchaus möglich, so viele Emotionen in kurzen Zeitabständen zu erleben. Man kann es eigentlich auch eine Achterbahn der Gefühle nennen. Und diese ist noch lange nicht fertig. Denn mit diesem Wochenende geht mein letztes Wochenende in Buenos Aires zu Ende. Es ist schon komisch wenn man bedenkt, dass nun ein komplett neues Abenteuer auf mich zukommt. Heute Montag bin ich also irgendwie nervös, traurig, glücklich und gespannt zugleich. Naja, das mit den Emotionen wird sicherlich nicht so schnell vorbeigehen. Es folgen noch einige Abschiede, einige organisatorische Stationen und einige wichtige Entscheidungen.

3 Kommentare:

  1. Eigentlich wäre es im Nachhinein wohl besser gewesen, wenn du erst ab der Elite den Pole Dance Wettkampf mitverfolgt hättest. Wenn ich den "chillig hängenden" Mann betrachte (wo hält er sich eigentlich noch fest?), dann wäre dein Mund bei den Profis vor lauter Staunen wohl ausgetrocknet!

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  2. Abschied tut immer weh. Freundschaften überdauern aber auch eine temporäre Trennung! Dank den heutigen Kommunikationsinstrumenten kann man ja zum Glück easy in Kontakt bleiben!

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  3. Auch wenn du Abschied nehmen musst, ist doch positiv zu werten, man findet überall immer wieder Personen die man toll findet und nicht gerne wieder verlässt. So kann man getrost in die Zukunft schauen.
    Ich wünsche dir eine ganz tolle Reise und viele gute Begegnungen bis Simon kommt ;-)

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