Donnerstag, 6. Januar 2022

Huatulco, Tehuantepec und Oaxaca

Nachdem meine Mexiko-Woche sehr entspannend war, wurden meine Nerven in der zweiten Woche etwas strapaziert. Oaxaca hatte es also in sich.

Mangels Computer wurde der folgende Post auf dem Handy geschrieben. Ich entschuldige mich somit für allfällige Unregelmässigkeiten in Layout oder Schrift.

Hitziges Neujahr

Als ich am 30. Dezember am Flughafen in Huatulco (Bundesstaat Oaxaca) landete, hätte der Kontrast zum Norden nicht grösser sein können. Die Natur im Norden war vom Typus Steppe, sehr trocken und sandig, während die Umgebung von Huatulco sehr grün und von Bäumen übersät war. Beim Ausstieg aus dem Flugzeug entfloh mir ein kleines „Huch!“, war doch das Klima sehr warm (ca. 35 Grad) und feucht. Der Flughafen war dementsprechend süss und verfügte über genau ein Gepäckausgabeband. Noch nie habe ich mein Gepäck so schnell erhalten (-2 Minuten).



Am Flughafen von Huatulco wurde ich von Evelyn empfangen. Mit Evelyn habe ich während meines Auslandsemesters gekocht. Sie studiert zwar in Mexiko Stadt, kommt aber aus dem Bundesstaat Oaxaca. Evelyn zeigte mir dann gleich ein vorzügliches Restaurant, wo ich in den Genuss  von Crevetten im Kokosmantel kam - schliesslich war ich nun am Meer.


Am folgenden Morgen fuhren wir sehr früh an den Strand, um das Meer vor dem grossen Touristenansturm zu geniessen. Danach gingen wir in einem lokalen Restaurant essen, bevor wir mit dem Bus in das vier Stunden entfernte Tehuantepec, wo Evelyns Mutter und sonstige Familie wohnte. 



In Tehuantepec war es ebenfalls heiss, jedoch weniger feucht. In der kleinen Stadt erlebte ich eine erste Ernüchterung. Einerseits war das Haus von Evelyns Mutter sehr provisorisch zusammengebaut, was so viel heisst, dass es drinnen sehr dreckig und staubig war, und die Räume teilweise einer schweizer Garage glichen. Auch die Badezimmer waren sehr dreckig und ein Duschvorhang gab es nicht. Daraus folgte, dass der ganze Boden nass wurde, und die Familienmitglieder nachher mit ihren (sandigen) Schuhen auf die Toilette gingen, womit der ganze Boden schmierig wurde… Die Stadt war mehrheitlich nicht asphaltiert, sondern sandig und aufgrund der nicht sehr sorgfältigen Handhabung von Evelyn und ihrer Mutter, wars auch drinnen sandig. Ein Ankommen nach langer Reise gab es somit nicht, da ich mich bei den Bedingungen nicht sehr entspannend war. Am Abend des 31. Dezembers wird in Evelyns Familie grundsätzlich zusammen gegessen. Die Tanten, Onkel und Cousins ignorierten mich mehrheitlich und auch Evelyn und ihre Mutter liessen mich etwas links liegen. Ich genoss somit hungrig mein Essen und legte mich dann schlafen. An dieser Stelle: ¡Feliz año nuevo! (Frohes neues Jahr!).

Auf den Spuren der Zapoteken

Am folgenden Tag spazierte ich mit Evelyn etwas durch Tehuantepec. 






An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass im Bundesstaat Oaxaca prozentual viele ethnische Gruppen leben. Evelyns Vorfahren gehörten zu den Zapoteken und in Tehuantepec gibt es noch Stadtteile, in denen grundsätzlich Zapotekisch gesprochen wird. Evelyn selber spricht halb-fliessend Zapotekisch und im Dorf und somit in der Familie werden noch gewisse zapotekische Traditionen gelebt. Ein Teil der Tradition durfte ich am eigenen Leib erfahren. Evelyn und ihre Mutter kleideten mich mit einem Gala-Kleid ein - mein wohl bestes Erlebnis dieser Tage. In Tehuantepec gibt es viele Feste, zu denen man nur Zutritt erhält, wenn man in der traditionellen Kleidung erscheint. Dabei gibt es verschiedene Grade an Kleidung, das heisst, Gala oder casual oder etwas zwischendrin. Wie das im Bundesstaat noch sehr üblich ist, werden die traditionellen Kleider von hand gestickt. Vor der spanischen Eroberung war die Kleidung noch etwas anders, wurden dann aber durch neue Stoffe (von den Spaniern importiert) etwas abgeändert. Die aktuelle Gala-Kleidung wird seit ca. 200 Jahren gebraucht und kostet umgerechnet ungefähr CHF 1‘000 - für mexikanische Familien ein Vermögen, vor allem wenn man mehrere weibliche Familienmitglieder hat. 



Die Männer sind in Tehuantepec traditionell nicht Familienoberhäupter, sondern die Frauen. Sie spielen bei den Festen und Tänzen eine weniger wichtigere Rolle, ihre traditionellen Kleidungen sind sehr simpel (meist einfach weisses Hemd, weisse Hose und Hut) und es ist noch immer üblich, dass der Mann sein Verdienst der Frau abgeben muss, welche das Geld dann verwaltet - also eigentlich umgekehrt wie man sich das sonst von der Geschichte und Aktualität gewöhnt ist.

In der Hauptstadt Oaxacas

Am 2. Januar reiste ich gemeinsam mit Evelyn von Tehuantepec in die Hauptstadt des Bundesstaats Oaxaca: Oaxaca de Juárez. Die Reise dahin und auch gewisse Momente in Oaxaca selbst, war sehr mühsam, da Evelyn ihre Fähigkeiten als Reiseführerin und ihren Status als Oaxacakennerin (sie ging 4 Jahre in der Hauptstadt zur Schule und hat dort gelebt) erheblich überschätzte. Entgegen ihrer Annahme, gab es am 2. Januar nur sehr weniger Busse von Tehuantepec nach Oaxaca, weswegen ich zu einem gewissen Zeitpunkt fürchtete, eine weitere Nach in Tehuantepec verbringen zu müssen (und ich wollte weg, da ich mich nicht sehr wohl fühlt). Schlussendlich nahmen wir einen lokalen Bus, der zwar für den Weg eine Stunde länger - also 6 Stunden - brauchte und dessen Gangschaltung teilweise gefährlich versagte, der uns jedoch schlussendlich kur vor Mitternacht in Oaxaca absetzte.

Monte Alban und Tlayuda

Am Tag nach der Ankunft in Oaxaca machte ich eine Tour zum Monte Alban. Das ist eine Ruinenstadt hoch oben auf einem Berg (für Schweizer wohl eher Hügel). Die Stadt von Monte Alban wurde ca. 500 v. Chr. von den Zapoteken erbaut und war aufgrund seiner strategischen Lage in den Bergen perfekt für die Verteidigung geeignet. Die Zapoteken bauten zudem ein ausgeklügeltes Wassersystem, mit dem sie die Stadtbewohner mit Trinkwasser versorgen konnten. 





Die Gebäude dienten sowohl als Tempel, Wohnhäuser als auch als Gräber. In der Stadt wurden zudem Bauten nach teotihuakanischem Modell (siehe Post zur Tempelstadt Teotihuacán) gefunden, was darauf hindeutet, dass sich in Monte Alban eine Art Botschaft von Teotihuacán befand, und die Zapoteken intensiven Austausch mit den Teotihuacanos betrieben. Warum die Zapoteken Monte Alban verliessen, ist bis heute unklar.



Nach dem Besuch von Monte Alban ging es zum Mittagessen nah Oaxaca. Die Tlayuda ist ein traditionelles Gericht aus Oaxaca und sieht aus wie eine Art Pizza. 


Basis ist ein riesiger Taco, worauf dann Bohnen gestrichen wird. Der weitere Beleg variiert je nach Restaurant. Normalerweise ist es Gemüse und Fleisch. Gut genährt war ich bereit für eine Stadtbesichtigung.






Hierve el Agua und vier Moles

Am darauffolgenden Tag stand für mich eine Tagestour auf dem Plan. Zuerst besuchten wir eine Tapeten-Manufaktur. Spannend dabei waren vor allem die Erklärungen zu den verschiedenen Färbungen der Garne. 



Diese kommen nämlich alle natürlich zustande, zum Beispiel mit Hilfe von Blumen, Samen oder auch eines Parasiten. Bei Letzterem handelt es sich um ein Parasit, der die Nopal-Pflanze befällt. 


Der Parasit “Cochinilla“ befällt die Pflanze, wobei die Männchen irgendwann wegfliegen und die Weibchen, mangels Flügel, zurückbleiben. Die Weibchen werden dann entfernt und zur Färbung verwendet. Bei ihrem Aufenthalt auf dem Nopal saugen sie nämlich die Flüssigkeit aus der Pflanze, wodurch eine rote Farbe entsteht, wenn man die Parasiten verdrückt (es ist somit nicht Blut, sondern Saft der Pflanze). Vermischt man dies mit Chlor, wird die Farbe orange. Fügt man etwas Limettensaft hinzu, wird das Ganze violett. So werden die ursprünglich weissen und braunen Garne zu verschiedenfarbigen Garnen, aus denen dann (von Hand) Tapeten gewebt werden.


Nach der Besichtigung der Tapetenfabrik ging es für ein Frühstück in ein kleines Lokal. Der Tamal gefüllt mit Mole (für Tamal siehe vorangehender Post) ist typisch für die Region, die sehr bekannt für Mole (eine Sauce) ist. Absolut lecker (auch wenn nicht optisch)! 



Mexikanisch gestärkt ging es ab in die Berge zu Hierve el Agua. Dabei handelt es sich um natürlich Schwimmbecken, die aufgrund einer speziellen Konstellation entstanden, bei der Wasser aus dem Untergrund nach oben gedrückt wird. Das Wasser ist jedoch nicht heiss, sondern ungefähr 20 Grad. Am selben Ort konnte ich auch einen versteinerten Wasserfall besichtigen, was meines Erachtens viel interessanter war. Laut Tourguide war das Versteinern des Wassers deshalb möglich, weil das Wasser sehr viele Mineralien und vor allem Kalk enthalt, was in Kombination mit dem vorherrschenden Klima und der Sonneneinstrahlung dazu führte, dass das Wasser versteinerte.  






Nach Hierve el Agua gönnte ich mir beim Mittagessen vier verschiedene Moles. Wie bereits erwähnt ist Oaxaca berühmt für seine Moles (präkolumbianische Sauce aus Kakao und Gewürzen). Dabei gibt es sieben verschiedene Moles, wobei ich mir beim Mittagessen vier davon probieren konnte. Mmhmhmh!!


Mitla, oder doch nicht?

An meinem letzten Tag in Oaxaca wurden meine Nerven nochmals so strapaziert, dass ich mir ein Kaffe und Kuchen gönnen musste …



Doch nun von vorne: Der Morgen meines letzten Tages in Oaxaca verbrachte ich alleine in der Stadt. Nach einem gemütlichen Frühstück schlenderte ich gemütlich durch die Stadt und liess mich von den Eindrücken berieseln. Hier einige Impressionen:






Zum Mittagessen …


…traf ich mich mit Evelyn, da sie mir versprach, mich nachher in das Dorf Mitla mitzunehmen. In Mitla gibt es ebenfalls archäologische Städte, weswegen für die Besichtigung auch Touren angeboten werden. Da mir Evelyn aber versicherte, dass sie schon oft da gewesen sei und deshalb problemlos als 
Guide fungieren konnte, verzichtete ich auf eine offizielle Tour - grosser Fehler. Denn Evelyn wusste zwar, we man nach Mitla kommt, hatte aber scheinbar vergesen, dass der Bus nach Mitla nicht sehr frequent fährt, und für sen We aucg extrem lange braucht. Der Busfahrer nahm seinen Job dabei allem Anschein nach nicht sehr ernst. Zweimal hielten wir an, weil er sich was zu Trinken oder zu Essen (zum Mitnehmen) kaufen wollte und auch sonstige Stopps dauerten erheblich länger als nötig. Zusammengepfercht mit null Abstand zu anderen Fahrgästen war das Transportmittel zudem nicht weniger gefährlich für Ansteckungen (Corona), als ein Kollektivtaxi (wie das Evelyn behauptete). Nach zweieinhalb Stunden erreichten wir schliesslich um 16:30 Mitla und machten uns zu Fuss auf den Weg zum Eingang in die archäologische Zone. 


Gemütlich spazierend teilte mir auf einmal Evelyn mit, dass der Park aber um 17 Uhr schliessen wurde. Dies führte dazu, dass wir nicht mehr reingelassen wurden und wir und dann auf den Rückweg machen mussten. Evelyn leckte zufrieden ihr Eis und schien sich nicht bewusst geworden zu sein, dass sie zwar schon fünfmal in Mitla war, ich aber noch nie, weswegen mir diese entgangene Gelegenheit gehörig den Tag vermies. Zurück in der Stadt brauchte ich somit ein gutes Stück Kuchen und ein gutes Buch, um mich von dem gescheiterten Vorhaben zu erholen … 

Letzte Etappe

Morgen 6. Januar geht es für mich mit dem Bus weiter nach Mexiko-Stadt (7h Fahrt), wo ich noch einige Tage verbringen werde, bevor es zurück in die Schweiz geht. Am 6. Januar wird in Mexiko übrigens auch eine Art Dreikönigskuchen gegessen.



 

Das Ziel ist dabei aber, kein Figürchen in seinem Brotstück zu haben. Denn all jene der Familie, die das Pech haben, in ihrem Stück ein Figürchen zu entdecken, müssen am 2. Februar (Día de la Candelaria) das Essen zubereiten. An diesem Tag gibt es traditionellerweise Tamales.

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