Mittwoch, 3. August 2022

Überraschende Österreicher und enttäuschende Slowenen

Slowenien und Österreich: Zwei Länder, die ich bisher vor allem mit dem alpinen Skisport verband. Eine simple Überlegung führte nun aber dazu, dass ich diese Länder auch als Sommerdestinationen kennenlernen durfte.

Wenn man in den Sommermonaten in Europa verreisen will, ohne dass man den grossen Menschenmassen begegnet, muss man zumindest die klassischen Feriendestinationen wie zum Beispiel Spanien, Portugal, Italien oder Kroatien meiden. Und so kam ich auf die Idee, mir einmal Slowenien genauer anzuschauen. 

Slowenien: Schön aber ...

Slowenien wird oft auch als kleine Schweiz bezeichnet und liegt beinahe etwas unsichtbar im Schatten seiner grossen Nachbarn, Italien und Kroatien (sowie Österreich und Ungarn, welche ich hier aber nicht zu den typischen Sommerferiendestinationen zähle). Das Land macht seinem Spitznamen alle Ehre, dachte ich des Öfteren, dass die Landschaft tatsächlich aussieht, wie in der Schweiz. Slowenien ist zwar etwa halb so gross wie die Schweiz, zählt aber nur knapp 1/4 so viele Einwohner, wie die Schweiz. Die Zugfahrten durch das Land sind dementsprechend grün, da man mehrheitlich durch Wälder fährt, über Wiesen düst und Flüsse überquert. 


Die Grösse des Landes macht eine schnelle Erkundigung möglich, weswegen ich mich entschied, mein Slowenien-Abenteuer in drei Aufenthalte aufzuteilen: Als erstes machte ich in der Hauptstadt Ljubljana Halt. Ljubljana ist keine Hauptstadt im klassischen Sinne, da sie sehr klein ist, und problemlos in einem halben Tag erkundet werden kann. Härzig ist hier wohl das Adjektiv, dass die Stadt am besten beschreibt. 






Nach Ljubljana reiste ich in den Norden, nach Maribor. Die zweitgrösste Stadt Sloweniens, die problemlos in zwei Stunden erkundbar ist, ist im wahrsten Sinne des Wortes verschlafen. Hier läuft eigentlich nichts und die Läden machen am Samstag um 14:00 zu, weswegen die Stadt danach mehr oder weniger verlassen ist. Da ich eine Reise ohne Menschenmassen suchte, störte mich das nicht weiters, da ich mich aber sehr gerne mit einem Buch in ein Kaffee setze, um zu lesen, fand ich es etwas schade, dass praktisch alles geschlossen war. Die Kaffeekultur ist in Slowenien übrigens praktisch inexistent. Man braucht sehr lange, um irgendwo einen Kaffee zum mitnehmen zu finden und wenn, dann sind diejenigen, die dort arbeiten, überfordert, wenn ich meinen eigenen Becher dabeihabe. Kaffees, wie es sie in Frankreich oder auch in Dänemark und Schweden an jeder Strassenecke gab, sucht man in Slowenien eine Weile. 




typisches slowenisches Gericht

Die dritte Slowenien-Station hiess Piran. Das kleine Küstendörfchen liegt unmittelbar an der Grenze zu Italien, was man beim Flanieren durch die kleinen Gässchen Pirans durchaus zu spüren bekommt. Eigentlich fühlt man sich schon in Italien und die Pizzerias, die aneinanderreihend um Gäste buhlen, verstärken dieses Gefühl. Auch wenn Piran verhältnismässig touristisch und voll war, so hat mir der Tagesausflug in dieses Dörfchen gefallen. 







Vielleicht war es das mediterrane Klima oder das Rauschen des unendlich scheinenden Meeres, was mich in seinen Bann zog. Vielleicht aber auch die Vorfreude auf ein baldiges Übertreten der Landesgrenze von Slowenien nach Italien. Denn, obwohl mir Slowenien rein optisch gefallen hat, so muss ich sagen, dass ich mit dem Land an sich nicht so warm geworden bin. Slowenien mag schöne Landschaften und härzige Städte haben, aber die Menschen sind extrem unfreundlich. Man fühlt sich fast schlecht, wenn man in einem Restaurant etwas bestellt. Zufälligerweise habe ich während einer Zugfahrt eine (nette) Slowenin getroffen, die mehrere Jahre in Spanien gelebt hat. Die im Tourismus arbeitende Slowenin bestätigte mir dieses Gefühl. Die Slowenen seien "closed-minded", wie sie sagte, und ich sei nicht die erste, die diese Unfreundlichkeit ehrwähnte. 

Österreich: netter als Baumann, Franz, Mayer & Co. vermuten lassen

Unser Nachbarland im Osten war für mich bisher eher der Inbegriff von aufbrausenden Momenten. Zu oft schon sass ich vor dem Fernseher und fieberte mit den schweizer alpinen Skifahrern mit, als plötzlich noch so ein Österreicher kam, und sich noch auf den ersten Platz vor dem Schweizer schob. Genau gesagt mochte ich also Österreich bisher nicht so wirklich (und all jene, die auch Ski Alpin schauen werden es mir nachfühlen können :P) ... eine Meinung, die sich in drei Tagen Österreich schlagartig änderte. 

Da die Fahrt von Basel nach Ljubljana zwölf Stunden dauerte, entschied ich mich, in Innsbruck einen Zwischenhalt einzulegen. Und obwohl die Architektur von Innsbruck und von Wörgl (einem Vorort von Innsbruck, wo unser Hotel lag), derjenigen von schweizer Skidörfchen sehr ähnlich ist, so war die Stimmung eine ganz andere. Die Idylle die Innsbruck und vor allem Wörgl versprühte, überführte mich in eine positive "ach ist die Welt doch schön"-Stimmung. Die Österreicher sind extrem nette Menschen, zu den Touristen aber auch untereinander. In einem Kaffee (ja, in Österreich gibt es eine Menge Kaffees mit gutem Apfelstrudel) konnte ich beobachten, wie die Österreicher untereinander sind. Der Umgang ist freundschaftlich, positiv und keineswegs verbittert. Dabei ist es egal, ob man sich kennt oder nicht. 






Österreich hat mich innerhalb von wenigen Stunden von sich überzeugt, weswegen ich in Maribor entschied, einen Tagesausflug in das mit dem Zug zwei Stunden entfernte Graz zu machen. Und obwohl Innsbruck/Wörgl zum Tirol und Graz zur Steiermark gehören, so ist die Stimmung identisch.




Graz ist nicht ganz so herzlich wie das zum Beispiel Wörgl war, jedoch ist es die Einstellung der Österreicher, die in Graz wie auch in Innsbruck oder Wörgl gleich ist. Positiv. Ich habe in Österreich aber auch in Slowenien mehrere Gespräche zwischen Österreichern mithören können, die mir gezeigt haben, dass die Österreicher (ich spreche hier jetzt einfach ganz frech vom Kollektiv, obwohl mir klar ist, dass dies nie 100% betreffen kann) wohl einfach eine positive und gemütliche Lebenseinstellung haben. Ob das jetzt wegen ihren Erfolgen im Ski Alpin liegt, sei dahingestellt.

2 Kommentare:

  1. Interessant Einblicke in diese beiden Länder gibst du da :-) Auch ich kenne Österreich nicht wirklich und in Slovenien war ich noch nie. Die Fotos und Eindrücke machen aber gluschtig auf unseren östlichen Nachbarn!

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  2. Seit Jahren bin ich ein Fan von Österreich. Da meine Tochter ja dort drüben wohnt, gibt es auch immer wieder einen Grund für einen kurzen Abstecher ins Tirol.
    Gebe dir Recht. Die Leute sind alle sehr herzlich. Auch landschaftlich und kulinarisch hat Austria so einiges zu bieten.

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