Freitag, 16. Juni 2023

Auf den Spuren der Mayas

Als Land mit 68 indigenen Sprachen und einer Fläche 4.5 Mal so gross wie die Schweiz, bietet Mexiko einiges zum Entdecken. Nachdem ich mich in vergangenen Mexiko-Reisen bereits mit Azteken, Zapoteken und Teotihuacanos beschäftigt habe, widmet sich dieses Abenteuer; den Mayas.

Die Mayas sind ein indigenes Volk, welches seine Blütezeit bereits ab 500 v.Chr. verzeichnete. Bei den Mayas von “Volk“ zu sprechen ist eigentlich nicht ganz korrekt, da dies mehr eine Sammelbezeichnung von über 30 verschiedenen Völkern darstellt, die ihren Ursprung in Guatemala haben und sich heute über 5 Länder verteilen (Mexiko, Guatemala, Belize, El Salvador, Honduras). 

Chichén Itzá und die gefiederte Schlange

Meine erste Reise-Etappe nach der Ankunft in Cancún war Valladolid. Valladolid ist eine kleine Stadt im Herzen Yucatáns, die ungefähr in der Mitte der Strecke Cancún-Mérida liegt. Abgesehen davon, dass Valladolid selber sehr pittoresk ist, so diente die Stadt mir auch als Ausgangspunkt für den Besuch Chichén Itzás:

Chichén Itzá ist Maya und bedeutet in etwa “Im Mund des Brunnens der Menschen von Itzá“. Die ehemalige Maya-Stadt wurde wohl ca. im 10. Jahrhundert gebaut und ist vor allem für seine Kukulkán-Pyramide weltberühmt.


Kukulkán (oder “die gefiederte Schlange“) gehört zu den Gründungsgöttern der Mayas und wird vor allem mit dem Wind und dem Wasser in Verbindung gebracht. Die Schlange, ebenso wie der Jaguar, spielen in der Mythologie der Mayas aber auch derer anderer Völker Mexikos eine wichtige Rolle. So hat man in Chichén Itzá deformierte Menschenschädel gefunden. Die Theorie ist, dass man den Kindern im Säuglingsalter Holzplatten an den Vorder- und Hinterkopf gebunden hat, damit die Stirn höher wird, als natürlich gegeben sein würde. Dies, damit man der Schlange (Theorie 1) oder dem Jaguar (Theorie 2) ähnlicher sieht.

Mit diesem Hintergrundwissen erscheint es logisch, dass die gefiederte Schlange in Chichén Itzá omnipräsent ist. Die Pyramide Kukulkán ist dabei besonders eindrücklich. Und das nicht, weil die Pyramide besonders gross ist. Mit ihren 30m Höhe und 53m Breite ist sie im Pyramiden-Kontext eher klein. Spannend ist eher, dass sich im Innern der Pyramide eine kleinere befindet, und in dieser Kleineren nochmals eine kleinere Konstruktion. Zusätzlich weiss man heute, dass sich unterhalb der Pyramide eine Cenote (eine Art natürliches Wasserloch) befindet. Den Eingang zu dieser Cenote hat man jedoch noch nicht gefunden.

Neben dem weltberühmten Monument, beherbergt Chichén Itzá jedoch noch viele weitere Bauten: es gibt z.B den Tempel der Krieger (“templo de los guerreros“),

eine zeremonielle Städte, bei der sich symbolisch Krieger gegenüberstanden, die die Gegensätze gut und böse signalisierten, 

und eine Plattform, auf der die geopferten Köpfe von Kriegsgefangenen oder auch von geopferten Noblen ausgestellt wurden. Die Basis der Plattform ist geschmückt mit Totenköpfen und Abbildungen des Gottes a huch, dem Gott des Todes. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man die Repräsentation des Gottes als Skelett, der in der einen Hand einen Kopf hält und in der anderen ein Schneidewerkzeug.


Auf dem Gelände Chichén Itzás befindet sich zudem eine Cenote, und - neben all den Touris und Guides - reptile Bewohner.


Valladolid & Schoggi-Museum

Nach meinem Chichén Itzá-Besuch, schlenderte ich etwas durch Valladolid. Bei 40 Grad Celsius kein Zuckerschlecken. 







Die “Flucht“ ins Kühle brachte der Besucht des Schokoladen-Museums. Ein Museum, welches vor allem den Prozess von der Kakao-Frucht hin zur Schokolade. Das Wort “Schokolade“ stammt übrigens entweder aus dem Maya oder dem Náhuatl (Sprache der Azteken) und bedeutet so viel wie “warmes Wasser (< xoco “warm“ + a/atl “wasser“). Dabei haben mich vor allem folgende zwei Fakten beeindruckt:

(1) zu Maya-Zeiten wurde das Fett der Kakaofrucht extrahiert und auf Wunden gestrichen. Diese Kakaobutter kann auch heute noch medizinal verwendet werden. Sie soll zum Beispiel für Narben gut sein.

(2) die Mayas haben damals den flüssigen Kakao mit dem Blut der Geopferten gemischt und daraufhin getrunken. Dadurch, so glaubte man, wurde man stärker.



Cenotes per Fahrrad

Am Tag meiner Weiterreise durfte ich noch die Vorzüge einer privaten Cenotes-Tour geniessen. Dies, weil ich am Vortag per Zufall mit einem Verkäufer in einem Laden ins Gespräch kam und er mir schlussendlich eine Tour mit Fahrrad offerierte. 

Die Cenotes sind, wie bereits kurz erwähnt, Löcher im Boden, die sich mit Wasser füllten. Der Untergrund der Halbinsel Yucatán ist sehr porös, weswegen sich vor Jahrmillionen Luftlöcher unter der Oberfläche bildeten. Das Regenwasser sickerte durch den Boden und sammelte sich in diesen Luftlöchern. Es entstanden Cenotes, die es heute in drei verschiedenen Formen gibt: geschlossen, halboffen und offen.

Zuerst führte mich mein Tourguide zur Cenote Toh. Dies ist eine geschlossene Cenote, die erst seit etwa einem Jahr öffentlich zugänglich ist. Vor Ort durfte ich Antonio Abán Cocóm kennenlernen. Ein Nachfahre der Mayas, der mir einige weniger Grundlagen der Maya-Sprache beibrachte, mich aber auch mit Cenote-Informationen belieferte.




Als Abschluss besuchten wir noch die Cenote Oxman, eine offene Cenote mit wahnsinnig beeindruckender Natur. Die Wurzeln der Bäume wachsen innerhalb er Cenote, weswegen sie fast wie Lianen aussehen. Das Baden mit kleinen Fischen und das Beobachten des Naturschauspiels ist ein kleine Traum! Natur pur!





3 Kommentare:

  1. Fue todo un gusto coincidir y poder enseñarte una pequeña parte de mi valladolid, te prometo que cuando vuelvas visitaremos más lugares y te enseñaré la vida cotidiana con comidas típicas, yo y valladolid te extrañamos mucho, vuelve pronto🫶

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  2. Spannend - einmal mehr! Eindrücklich sind für mich immer wieder die Pyramiden. Aber die Kukulkán-Pyramide ist noch ein Stück oben drauf mit ihren integrierten "Baby-Pyramiden". Wunderbar sind auch die Cenotes anzuschauen. Ohne deinen Kommentar hätte ich die Baumwurzeln glatt für Lianen gehalten!

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  3. Einmal mehr spannende Ausführungen! Faszinierend sind für mich immer wieder die Pyramiden. Die Kulkulkán-Pyramide ist aber nochmals ganz was anderes mit ihren Baby-Pyramiden im innern! Interessant sind auch deine Ausführungen zu den Cenotes. Ohne deinen Kommentar hätte ich die Baumwurzeln für Lianen gehalten. Und dass man in diesen (dunklen) Cenotes baden kann ist sicher eine spezielle Erfahrung!

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